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		Am Hoogeweg, dort wo heute die Galerie Heinz Janssen ansässig ist, 
		wächst der kleine 
Theo Bogers (* 1944, † 2006) mit seiner Mutter Adele, 
		aber ohne seinen Vater auf. Heinrich Bogers hatte nach dem Krieg mit 
		zweien seiner Brüder, die ebenfalls Schreinermeister waren, die 
		Geschäftsidee „Schlüsselfertiges Bauen“ umsetzen wollen. Aber keiner der 
		drei Brüder hatte den Krieg überlebt. Vater Heinrich war 1945 durch 
		Granatwerfer im Düsseldorfer Rheinstadion getötet worden. Adele Bogers, 
		geborene Janssen - Schwester von 
		
Heinrich Köpke Janssen (* 1907, † 1984) 
		- wird bald mit ihrem Sohn vom Hoogeweg zur Jägerstraße umziehen. 
		
		Am 9. Januar stirbt 
Arnold Dyx (* 1871), ein in Kevelaer hoch 
		geschätzter Bürger, dem die Gesellschaft viel zu verdanken hat. Die 
		Reihe der Trauernden in der Anzeige seiner Familie führt Peter Dyx an - 
		mit dem Zusatz „vermißt“. Die Ehefrau von Arnold Dyx ist bereits 
		verstorben. Als Trauerhaus wird „Am Bahnhof 38“ angegeben. 
		
		Zahlreich sind die Nachrufe auf Arnold Dyx, der „seiner Heimatstadt 
		seine ganze Lebensarbeit“ geschenkt habe. Nach dem 1. Weltkrieg war er 
		Präsident der Geselligen Vereine geworden: „Wie es seine Art war, hat er 
		nicht durch konstruktive und organisatorische Maßnahmen das Werden einer 
		Form für das gesellige Leben in Kevelaer vorangetrieben, sondern hat 
		diese Form in pfleglicher und liebevoller Arbeit wachsen lassen, sodaß 
		hier Form und Inhalt in glücklicher Ergänzung ein schönes Werk 
		darstellen. Man wird lange suchen können, bis man irgendwo etwas 
		Aehnliches findet“, schreiben die Geselligen. „Mit ihm ist der 
		verdienstvollste Mann aus unseren Reihen und der größte Förderer der 
		Kevelaerer Geselligkeit dahingegangen“. 
		
		Arnold Dyx war über 50 Jahre lang Bürgerschütze und in der 
		Zwischenkriegszeit Präsident der BSG. 1939 ernannten ihn die 
		Bürgerschützen zum Ehrenpräsidenten. 
		
		In der Ratsvertretung hatte sein Wort Gewicht. „Arnold Dyx war eine 
		Persönlichkeit, die aus einer anderen Welt herüberzuleuchten schien, aus 
		einer Welt fester Werte und Ordnungen in die unsere, die so zerstört und 
		zerrüttet ist“, heißt es im Nachruf der Stadt. Und die 
		Devotionalienfabrik Dyx, 1903 von Arnold und seinem Bruder Heinrich Dyx 
		gegründet, spricht von einem „Chef mit gütigem Herzen, voll Verständnis 
		für die Lage eines jeden und getragen von hohem Verantwortungsgefühl für 
		die ganze Betriebsgemeinschaft“.
		
		Im Nachruf der 
Zentrumspartei heißt es: „Mit Arnold Dyx ging der Nestor 
		der Zentrumspartei des Kreises Geldern in die Ewigkeit. Sein ganzes 
		Leben trug den Stempel einer christlichen Grundhaltung, und seine Arbeit 
		schöpfte aus dem Glauben an ein Ziel im Ewigen.“
		
		Als Nachfolger von Arnold Dyx wird Josef Aengenheyster, wie Dyx 
		Bürgerschütze, zum Präsidenten der 
		
Geselligen Vereine Kevelaer gewählt.
		
		
Am 25. Januar befassen sich die Stadtvertreter mit einem ungewöhnlichen 
		Projekt. Die Westfilm-Gesellschaft soll einen Kevelaer-Film mit dem 
		Titel „Stadt des Trostes“ drehen. Die Verhandlungen sind abgeschlossen, 
		die Politiker segnen das Projekt ab.
		
		Gegen den Protest des Schulleiters stimmen die Ratsmitglieder der 
		Einrichtung einer „Jugendherberge für Mädchen“ im Gebäude der 
		Antonius-Schule zu. Zwar sei das nur eine Notlösung, aber für eine 
		solche Einrichtung gebe es Bedarf.
		
		In derselben Sitzung wird ein schulpolitischer Meilenstein gesetzt: Die 
		Stadt plant einen Neubau für die Höhere Schule und hat sich dafür ein 
		Grundstück auf dem Gelände der ehemaligen Gärtnerei Rogmans zwischen 
		Gelderner und Römerstraße gesichert. Hier wird das neue 
		
Gymnasium 
		entstehen (heute als Begegnungsstätte genutzt). Es wird später ins 
		Schulzentrum auf der Hüls umziehen - wie auch die Hauptschule -, wo 
		heute ein Lehrer unterrichtet, der zum Zeitpunkt dieser schulpolitischen 
		Beschlüsse vier Tage alt ist. 
		
Karl Timmermann, am 21. Januar in 
		Marienbaum zur Welt gekommen, wird als Sänger und Komponist ein eigenes 
		Kapitel der Kevelaerer Stadtgeschichte schreiben. 
		
		
Februar 1952
		
		Zu Beginn des Februars 1952 befinden sich immer noch sechs Männer aus 
		Kevelaer und einer aus Twisteden in Kriegsgefangenschaft. Über 300 
		ehemalige Soldaten aus dem heutigen Stadtgebiet gelten als vermisst - 
		259 allein aus Kevelaer. Auch über 30 Zivilpersonen sind verschollen. 
		Von ihnen fehlt jede Spur. 
		
		Die Entnazifizierung gilt als abgeschlossen. Mit dem „Gesetz zum 
		Abschluß der Entnazifizierung im Lande NW“ endet am 12. Februar dieser 
		erste Teil der Aufarbeitung der Folgen des Nazi-Regimes. Für die 
		Aufarbeitung in den Köpfen gibt es keinen Schlussstrich. Sie bleibt eine 
		nie abzuschließende Aufgabe für die nachfolgenden Generationen. 
		
		Am 22. Februar erfahren die Ratsmitglieder, dass die Enteignung der 
		Grundstücke an der Annastraße, die die Stadt zwingend für den Bau eines 
		Schulhofs der Antoniusschule am Marktplatz braucht, vollzogen ist. 
		
		In der Sitzung wird auch der Ausbau der Kanalisation auf den Weg 
		gebracht. Das Leitungsnetz für Abwasser beschränkt sich bisher auf den 
		Ortskern. Nun sollen - in einem ersten Bauabschnitt - Hubertus-, 
		Windmühlen-, Bach-, Brunnen-, Mittel- und ein Teil der Wember Straße ans 
		städtische Kanalnetz angeschlossen werden. Die Kosten sind immens: 
		250.000 DM sind für den ersten Bauabschnitt aufzubringen.
		
		
			
				Kapitel 21 von 115 
				- wird fortgesetzt - | 
			
		
		
		
		
		
		
		
		
		