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Das verheerende Feuer von 1881
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		Es war die 
		Karwoche im Jahr 1881, als die Innenstadt Kevelaer von einem 
		verheerenden Brand heimgesucht wurde. Am 14. April 1881 brach gegen 1.30 
		Uhr das Feuer aus und vernichtete zahlreiche Gebäude im Zentrum. Diese 
		Katastrophe führte schließlich zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr 
		in Kevelaer. 
		
		Wie war die politische und gesellschaftliche Lage im Vorfeld des großen 
		Brands? 
		
		
Zu 
		Beginn des Jahres 1880 stand vor dem beschlagnahmten 
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		Priesterhaus 
		ständig ein Polizeiposten, argwöhnisch beobachtet von Kevelaerer 
		Bürgern, die ein Auge darauf hielten, ob sich jemand an Einrichtungen 
		des Priesterhauses vergriff. Der Kulturkampf in Preußen, unter 
		dem besonders die katholische Kirche zu leiden hatte, trieb seinem 
		Höhepunkt entgegen. 
Der Feuerwehrturm bei Grevers-Sürgers nach der Wende zum 20. Jahrhundert.
Da traf die 
		für Kevelaer wichtigste Nachricht des Jahres ein: In Leipzig hatte das 
		Reichsgericht in einem Musterprozess die Ansprüche des Staates auf 
		Kirchenbesitz abgewiesen - ein Grundsatzurteil von weit reichender 
		Bedeutung: Der preußische Staat durfte nicht länger die Kirchengüter, 
		die Anfang des 19. Jahrhunderts unter französischer Regierung 
		konfisziert worden waren und die er den Kirchen lediglich zur Nutzung 
		überließ, als seinen Besitz betrachten. Die Kirchen waren in 
		Wirklichkeit die rechtmäßigen Eigentümer. Sämtliche Beschlagnahmungen, 
		die auf Grund des Gesetzes von 1875 auch im Rheinland verfügt und 
		durchgesetzt worden waren, wurden vom Reichsgericht als nicht 
		gerechtfertigt erklärt. 
		
		Für Kevelaer bedeutete es: Das Priesterhaus, dessen erste Beschlagnahme 
		im Kulturkampf durch Besitzübertragung vom Bistum Münster auf 
		die Kevelaerer Pfarrgemeinde verhindert worden war, gehörte nun auf der 
		Grundlage dieses höchstrichterlichen Urteils zum Besitz der 
		St.-Antonius-Pfarrgemeinde. 
		
		Im Bereich des Kevelaerer Friedhofs stand ein altes, verwittertes Kreuz. 
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		Wilhelm Brügelmann, der protestantische Bürgermeister in der 
		Marienstadt, ließ es im Jahr 1880 als Verwalter des Armenvermögens, zu 
		dem das Grundstück gehörte, durch eine Kreuzigungsgruppe ersetzen, die 
		in der Werkstatt des Kölner Bildhauers E. Renard geschaffen worden war. 
		Zu diesem Zeitpunkt hatte die dort wachsende Linde bereits ein Alter von 
		rund 200 Jahren erreicht.
		
		Eine Reihe von neuen Geschäften belebte die Innenstadt Kevelaers. 
		Ferdinand Hammans zeigte Anfang 1880 der Bevölkerung im Kävels Bläche 
		an, dass er sich im Hause des Uhrmachers Hermann Gruyters niedergelassen 
		habe: „Empfehle ein reichhaltiges Lager in gold. und silb. Anker- und 
		Cylinder-Uhren, Remonteur-Regulateuren, und Schwarzwälder-Uhren zu 
		billigen Preisen. Reparaturen werden schnell und solide ausgeführt.“
		
		Kevelaers Bäcker bildeten Anfang Februar ein Preiskartell und legten 
		fest, dass sie künftig für das Backen von Wecken statt 10 nun 15 Pfennig 
		verlangten. Ferner sollten in Zukunft acht Brötchen 25 Pfennig und 60 
		Stück Zwieback 50 Pfennig kosten.
		
		Derweil schickten Glasmaler aus dem ganzen Reich Modelle für Fenster der 
		Marienkirche nach Kevelaer. Sie wurden in der 
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		Beichtkapelle ausgestellt, 
		und interessiert nahmen die Bürger Anteil an dem Auswahlverfahren. Die 
		große Ausgestaltung der heutigen Basilika stand bevor. 
		
		
Da 
		schlug - am 24. Juni 1880 - abends um halb zehn der Blitz in den Turm 
		der St.-Antonius-Kirche ein. 
Zwischen Gründung der Feuerwehr und diesem Gruppenbild (1935) liegen Jahrzehnte.
Die 
		Turmspitze geriet in Brand, den niederprasselnder Regen dämpfte. Zwei 
		der acht eichenen Balken, die sich in der Spitze vereinigten, wurden vom 
		Blitz gespalten und fortgeschleudert, so dass sie den Schornstein über 
		der Sakristei zertrümmerten und die Kirchhofsmauer teilweise 
		beschädigten. Teile der Bleibekleidung des Turmhelms fand man in der 
		Gegend verstreut; einige Bleistücke hatten die Ziegeldächer benachbarter 
		Häuser durchschlagen. Das Turmkreuz stand noch, der abgesprengte Hahn 
		aber lag demoliert auf der Erde. Zu zwei Dritteln war die 
		Schiefereindeckung des Turms verloren. Glocken und Uhrwerk blieben 
		unbeschädigt.
		
		In den Niederungen des alltäglichen Umgangs der protestantisch geprägten 
		Regierung mit der durchweg katholischen Bevölkerung im Rheinland ging 
		der kulturkämpferische Kleinkrieg, für den ein Fall aus Kervenheim 
		bezeichnend war, weiter. Die Wohnung des evangelischen Pfarrers von 
		Kervenheim, vor elf Jahren „ganz nach den Wünschen des Predigers und 
		unter Berücksichtigung der Familien-Verhältnisse desselben eingerichtet 
		und restaurirt“, sollte erneut verändert und vergrößert werden. Die 
		Zivilgemeinde war gesetzlich dazu verpflichtet, solche Pfarrwohnungen zu 
		bauen und zu unterhalten. Der Gemeinderat lehnte den Antrag der 
		evangelischen Kirchengemeinde im Sommer 1880 einstimmig ab; die 
		Ausbauwünsche seien völlig überzogen. Sogar ein Badezimmer wolle der 
		Pfarrer haben. Regierung und Oberpräsidium sahen das anders und 
		bestanden darauf, dass das Pfarrhaus auf Kosten der Zivilgemeinde wie 
		beantragt ausgebaut würde - gegebenenfalls zwangsweise und gegen den 
		Willen der Ratsmitglieder. 
		
		Die neue Marienkirche, die heutige Basilika, stand immer noch ohne Turm 
		da. Der Kirchenvorstand wollte zur Finanzierung den Holzbestand einer 
		Waldparzelle verkaufen, aber die Regierung intervenierte: Das zu 
		verkaufende Holz dürfte frühestens zehn Jahre nach der Inspizierung 
		durch die Behörde geschlagen werden. Damit war die Verwertung des 
		kirchlichen Holzbesitzes auf lange Zeit torpediert.
		
		Derweil freute sich die katholische Bevölkerung in Wetten über 
		Restaurierung und Verschönerung ihrer St.-Petrus-Pfarrkirche, die im 
		Oktober 1880 abgeschlossen wurde. Kirchenmaler Lang aus Aachen, bereits 
		in Straelen und Sonsbeck bewährt, hatte die Wand über dem Triumphbogen 
		am Chorabschluss mit der Darstellung des jüngsten Gerichts ausgemalt.
		
		
		Es nahte die Karwoche und mit ihr der große Brand von Kevelaer. Am 14. 
		April 1881 brach gegen 1.30 Uhr auf der Dorfstraße Feuer aus, das in 
		kurzer Zeit zwei Scheunen zerstörte und dann auf ein mit Reet gedecktes 
		Gartenhäuschen sprang. Bei heftigem Südostwind erfassten die Flammen 
		Häuser an der Nordseite des Kapellenplatzes, wo vier Geschäftshäuser mit 
		sämtlichen Hintergebäuden eingeäschert wurden, zwei weitere brannten im 
		Oberstock aus. Der Wind trieb das Feuer weiter: Fast die Hälfte der 
		Häuser an der heutigen Busmannstraße gingen zu Grunde, ein zweistöckiges 
		Haus in der Maasstraße brannte aus. Im Ganzen wurden elf Gebäude und 
		mindestens so viele Scheunen und Stallungen zerstört, 14 weitere Gebäude 
		mehr oder weniger stark beschädigt. Ein Mann, Vater von vier Kindern, 
		kam in den Flammen ums Leben. 
		
		Ungezählte Bürger der Gemeinde halfen und eilten mit Ledereimern, 
		gefüllt mit Löschwasser, herbei. Auf Handkarren wurden Wasserfässer und 
		andere Gefäße herbeigerollt. Das Wasser wurde aus den Nachbarpumpen 
		geschöpft. 
		
		Der unzureichende Feuerschutz wurde jedem Einwohner klar. Die 
		Verwüstungen waren zwar schon wenige Wochen nach dem Großfeuer 
		weitgehend aus dem Blickfeld, aber jetzt wurde systematisch die Gründung 
		einer Feuerwehr vorbereitet, zu der es im Frühherbst 1885 auch kommen 
		sollte.
		
		Der Brand eröffnete neue Möglichkeiten in ganz anderer Hinsicht. In 
		Kevelaer freute man sich schon auf die schöneren Gebäude, die nunmehr 
		auf den Ruinengrundstücken am Kapellenplatz gebaut werden konnten. Die 
		Küstereistraße [Busmannstraße] wurde nach Abriss der ausgebrannten 
		Häuser verbreitert. Zwischen Kapellenplatz und Küstereistraße, wo 
		die Geschwister Meyvorts Besitz hatten, sollte ein Platz unbebaut 
		bleiben - Voraussetzung für den späteren Luxemburger Platz. Dieser nun 
		freie Bereich wurde als großer Fortschritt empfunden, weil der 
		Kapellenplatz stark umbaut war und, wie es in einem zeitgenössischen 
		Bericht des KB heißt, ...
„...allmälig fast unheimlich werden und ein düsteres Gepräge bekommen [könnte], wenn von keiner Seite ein Blick in's Freie möglich wäre. Wir bezeichnen es daher als einen sehr glücklichen Griff, daß der Herr > Pastor van Ackeren die Meyvort'sche Besitzung käuflich an sich gebracht, und so dafür gesorgt hat, daß sie nicht in Privatbesitz gelangt ist. Wir zweifeln nämlich nicht daran, daß der Ankauf dieser Besitzung nicht für Privatzwecke erfolgt ist, und daß dieselbe früher oder später in das Eigentum einer Corporation gebracht werden soll. Man faselt zwar Allerlei über diesen Ankauf. Die Leute, welche solche Faseleien in die Welt bringen, und an solche Schwätzereien glauben, beurtheilen Andere und sich selbst, und können es nicht begreifen, daß es auch Menschen auf Gottes Erdboden gibt, welche nicht bloß an das eigene Interesse denken und nicht immer nur für den eigenen Geldsack sorgen.“
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