Coenen, Gerd
		
			
			
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		Pfarrer 
		an St. Antonius Kevelaer |
		* 1934 |
		geweiht 1962
		
		
		
		
Die 
		Pfarrgemeinde St. Antonius Kevelaer hat ihn als „jungen Pastor“ 
		in bester Erinnerung; dabei war Gerd Coenen, als er 1975 das Amt von 
		Wilhelm Overlack übernahm, bereits gute "40". Inzwischen hat er die 
		doppelte Zahl an Jahren "auf dem Buckel". Wer ihn kennt, ahnte es: An 
		seinem Ehrentag, dem 80. Geburtstag, war er nicht zu Hause. Er 
		zelebrierte auswärts in allerkleinstem Kreis einen Gottesdienst. 
		
		1934 kam Gerd Coenen in Kessel auf die Welt. Nach seiner Priesterweihe 
		in Münster im Juni 1962 ging er für kurze Zeit in die 
		St.-Dionysius-Gemeinde Nieukerk, dann als Kaplan nach Walsum, 1965 nach 
		Emsdetten und 1970 nach Kamp-Lintfort. 
		
		Er arbeitete viel und intensiv mit jungen Menschen. Gern verband er 
		diese Aufgabe mit seiner Leidenschaft fürs Bergsteigen. In den kurzen 
		Auszeiten, die er sich genehmigte, fuhr er mit ihnen ins Gebirge und 
		führte sie zum Gipfel: unvergessliche Wegmarken für seine jungen 
		Begleiter. Die Frage, was ihn am Bergsteigen fasziniert, beantwortet er 
		gewohnt trocken: "Ich gucke nicht gern nur noch oben." 
		
		Er stand in den Berner Alpen auf Jungfrau, Mönch und Eiger und ließ in 
		Österreich Ötztal, Pitztal und Zillertal unter sich. In der Natur geht 
		sein Herz auf. Bisweilen packt ihn - in jüngeren Jahren stärker - 
		Risikofreude und Abenteuerlust, dann geht er an seine Grenze. "Manchmal 
		kam ich auf den Gipfel und war völlig platt. Ich dachte: nie wieder! 
		Unten machte ich Pläne für das folgende Jahr."  
		
		Noch immer hat ihn die Leidenschaft nicht losgelassen. Den Mont Blanc 
		und viele andere Viertausender hat er mehrfach bestiegen (und mindestens 
		der Mont Blanc muss noch einmal mit Besuch aus der Kevelaerer 
		Willibrordstraße rechnen).
		
		Längst hatten sich viele junge Menschen von seiner Bergsteigerfreude 
		anstecken lassen, als ihn 1975 die Berufung zum Pfarrer an St. 
		Antonius Kevelaer erreichte. 
		
		Sein frischer Elan war schon bald nach Amtsantritt sichtbar und gut zu 
		hören: Die Anthony-Singers sind Coenens „musikalisches Kind“. Bis heute 
		hat der jung bleibende Chor große Bedeutung für das Gemeindeleben der 
		alten Mutterpfarrei in Kevelaer.
		
		Gerd Coenen wurde 1978 mit der Leitung des Pfarrverbandes Kevelaer 
		beauftragt. Ein Jahr später übernahm er zusätzlich die Aufgaben eines 
		Pfarrverwalters für St. Quirinus Twisteden. Es war eines der ersten 
		Beispiele für solche pfarrliche Zusammenarbeit am Niederrhein - eine 
		Konstruktion, zu der heute nicht wenige Gemeinden im Bistum Münster aus 
		Not und wegen Priestermangels greifen müssen. Trotz der Doppelbelastung 
		des Pastors, die zuweilen Kompromisse notwendig machte, ist weder aus 
		St. Antonius, noch aus St. Quirinus jemals Kritik laut geworden - im 
		Gegenteil: Beide Pfarreien waren mit der Zusammenarbeit zufrieden.
		
		Als wären die pastoralen Aufgaben nicht genug, ereignete sich der große 
		Brand der St.-Antonius-Kirche, der Kevelaer erschütterte. Fassungslos 
		standen Hunderte im Januar 1982 vor dem brennenden Gotteshaus. Während 
		sich schon bald darauf viele sorgten, wie die Gemeinde zu einer neuen 
		Kirche kommen könne, sorgte sich ihr Pastor zusätzlich um die Gemeinde: 
		Er arbeitete daran, dass der Neubau nicht alle Kraft für die Pastoral 
		aufzehrte. Das galt auch für ihn. Coenen, der nie ein „Manager“ sein 
		wollte und dem die Seelsorge das Wichtigste ist, bewältigte eine 
		beispiellose Kraftanstrengung: Er wurde Bauherr und kümmerte sich mit 
		seinen Kirchengremien und mit dem Bauverein um die Wiedererrichtung des 
		Gotteshauses.
		
		
		Gerd Coenen Mitte der 1980er-Jahre auf dem Kirchhof mit 
		Pfarrangehörigen.
		
		
		Pastor Gerd Coenen (2.v.l.) 1987 im Gespräch über "St. 
		Antonius" mit Bischof Dr. Reinhard Lettmann, Architekt Prof. Dieter G. 
		Baumewerd aus Münster und seinem Weselaner Kollegen Dipl.-Arch. Paul 
		Eling. 
 Foto: Delia Evers
		
		Als im Januar 1987 Bischof
		
Dr. Reinhard Lettmann die 
		Pfarrkirche konsekrierte, stellte Gerd Coenen erleichtert fest, dass der 
		Spagat gelungen war. „Der Bau“, sagte er, „ist gestalteter Glaube“. Wer 
		ihm danken wollte, den verwies er umgehend an andere: Nein, er hatte 
		nichts Nennenswertes geleistet, sondern allenfalls die Arbeit der sehr 
		guten Helferinnen und Helfer koordiniert. 
		
		Er hatte schon fast nicht mehr daran geglaubt, aber 1988 bekam er 
		endlich Verstärkung: Der zum Diakon geweihte Helmut Leurs aus Kevelaer 
		stellte sich - neben seinem Lehrerberuf - Ende des Jahres dem Pastor zur 
		Seite.
		
		Für Gerd Coenen war damals schon klar, dass seine Tage in Kevelaer zu 
		Ende gingen. Die Hälfte seiner 14 „Antonius-Jahre“ war von den täglichen 
		Anforderungen einer Großbaustelle begleitet gewesen. Er wollte in einer 
		neuen Aufgabe nur noch Seelsorger sein. Nachdem Alois van Doornick 
		eingeführt war, trat Gerd Coenen 1989 in Wesel am St.-Marien-Hospital 
		sein neues Amt als Krankenhauspfarrer an.
		
		
		Gerd Coenen im Frühjahr 
		2013.  Foto: Delia Evers
		
		Nach seiner Emeritierung kehrte Gerd Coenen nach Kevelaer zurück, wo er 
		in der Seelsorge hilft und als Krankenhausgeistlicher im 
		Marienhospital arbeitet. Sein Goldenes Priesterjubiläum im Juni 2012 
		feierte er still und leise - allein vor seinem Schöpfer - in der 
		Benediktinerabtei Gerlewe. Nicht einmal dort wusste jemand von dem 
		besonderen Tag. 
		
		Anders als das KB: Und da es Coenens Jubiläum nicht verschwieg, musste 
		der Geistliche sich kurz darauf eine Menge Glückwunschpost gefallen 
		lassen. Auf mannigfachen Wunsch feierte er wohl oder übel einige Monate 
		später wenigstens seinen Namenstag. Er zelebrierte in seiner "alten" 
		Gemeinde St. Antonius einen Gottesdienst, auf seinen Wunsch ohne jede 
		Festlichkeit und ohne jede Dankansprache an ihn, eine Haltung, die 
		weniger mit Bescheidenheit als vielmehr mit der Gewissheit zu tun hat, 
		dass er als Priester Diener und nicht zu ehrender Vorsteher ist. 
		
		Diakon Helmut Leurs löste das Problem, dass trotzdem so viele danken 
		wollten, auf seine Weise: Er dankte Gott für Gerd Coenen.
		
		
		