Elbers, Willi
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		Präsident 
		der Geselligen Vereine Winnekendonk | * 1934
		
		
Mit 
		einer Holzflöte fängt alles an. 1934 in Kalkar geboren und in Twisteden 
		aufgewachsen, spielt der junge Willi Elbers im Twistedener Spielmannszug 
		mit. Musik, das zeigt sich von Anfang an, liegt ihm im Blut. 
		
		1961 heiratet er seine Frau Hannemie, mit der er später Tochter Annegret 
		bekommt. 1969 zieht die Familie nach Winnekendonk um, wo sie ein 
		Eigenheim gebaut hat. Willi Elbers ist bei einer Bauunternehmung in 
		Straelen - bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1998 - als Maurer 
		beschäftigt.
		
		Hier in Winnekendonk übernimmt er 1983 nach etlichen Jahren der 
		Mitarbeit im Vorstand den Vorsitz des Musikvereins, als Gerd Brauer 
		ausscheidet. Es ist eine „Notoperation“, denn die Gemeinschaft droht an 
		internen Auseinandersetzungen zu zerbrechen. Elbers schafft es, die 
		Gruppe zusammenzuhalten und neu zu motivieren. 
		
		Der „gelernte“ Winnekendonker, zuvor Tenor-, nun Baritonhornist und 
		Posaunist, führt die neu gefestigte Musikgruppe mit rechtlicher 
		Begleitung durch Hansgerd Kronenberg 1988 ins Vereinsregister, was für 
		den Status der Gemeinnützigkeit Voraussetzung ist. 
		
		

Bis 
		1996 kümmert sich der Vorsitzende unermüdlich um das Gedeihen des 
		Musikvereins. Dann scheidet er aus gesundheitlichen Gründen aus dem 
		Vorstand aus. Er übergibt seinem Nachfolger Hermann-Josef Essen eine 
		intakte Gemeinschaft. 
		
		
Willi Elbers (M.) übergab 1996 die Leitung des Musikvereins 
		an Hermann-Josef Essen (r.).
		
		In Anerkennung seiner Leistungen wird Willi Elbers zum Ehrenvor-sitzenden 
		ernannt. Im selben Jahr zeichnet ihn der Präsident des 
		Blasmusikverbandes Nordrhein-Westfalen, Josef Janssen, für 40-jähriges 
		Engagement in der Blasmusik aus.
		
		Gerade ein Jahr im Ruhestand, ereilt Willi Elbers ein zweiter „Notruf“, 
		diesmal von den Geselligen Vereinen des Golddorfes, die einen Nachfolger 
		für den aus gesundheitlichen Gründen nach kurzer Amtszeit 
		ausgeschiedenen Präsidenten 
		Heinz Killewald suchen. Willi Elbers, der in Winnekendonk den Ruf 
		genießt, dass er eine Gemeinschaft gut repräsentieren, die 
		unterschiedlichen Interessen zusammenführen und ausgleichend wirken 
		kann, wird auf breiter Grundlage in das Präsidentenamt gewählt.
		
		Wie sehr Willi Elbers die Sorge um die Jugend und Integration der 
		Neubürger antreibt, kommt in einem Interview zum Ausdruck, das das 
		Kevelaerer Blatt 1999 mit ihm führt: 
		
		
Was hat sich in der Gesellschaft - bezogen auf die Situation der 
		Jugendlichen - verändert?
		• Es ist heute fast die Regel, dass beide Elternteile arbeiten. Die 
		Kinder sind die Leidtragenden, dass die Finanzierung des Häuschens oder 
		des Familienhaushaltes anders kaum noch klappt. Das ist ein 
		gesamtgesellschaftliches Problem, bei dem wir Vereinsvertreter gefordert 
		sind, aber natürlich auch Stadt und Jugendamt. Wenn ich mir die 
		Zuschüsse ansehe, die ein Verein wie der Musikverein Winnekendonk 
		jährlich erhält, dann weiß ich, dass er davon keine großen Sprünge 
		machen kann. Da wird am falschen Ende gespart; das rächt sich 
		irgendwann. Der Verein ist auf wirtschaftlich erfolgreiche 
		Sonderveranstaltungen wie den „Tanz in den Mai“ angewiesen, um 
		existieren und die externen Musiklehrer bezahlen zu können, die den 
		Jugendlichen das Musizieren beibringen.
		
		
Als Vorsitzender der Geselligen Vereine haben Sie die Gesamtheit der 
		Winnekendonker im Blick. Wie steht es um die Integration der zahlreichen 
		Neubürger?
		• Wir haben eine interessante Erfahrung gemacht: Viele Neubürger 
		engagieren sich dann, wenn sie unmittelbar betroffen sind. Also, ein 
		Beispiel: Während der Zeit, in denen ihre Kinder in den Kindergarten 
		gehen, sind Hinzugezogene auf Versammlungen zahlreich zu sehen, und sie 
		lassen sich auch in Gremien, die die Arbeit leisten, wählen. Sobald aber 
		die Kinder dem Kindergarten entwachsen sind, ziehen sich nicht wenige 
		Eltern wieder zurück ins Private. 
		
		
Das kennen wir auch aus anderen Bereichen - den Rückzug ins Private. 
		Wie reagieren die „Geselligen“ auf diese Entwicklung?
		• Ich will vorausschicken, dass wir im Moment mit unserem Jubiläum 
		[50-jähriges Bestehen der Geselligen Vereine] alle Hände voll zu tun 
		haben. Aber in welche Richtung eine Reaktion gehen könnte, will ich an 
		einem Beispiel erläutern: Ich war dieser Tage mit unserer Festschrift in 
		Neubaugebieten unterwegs. Hinzugezogenen Familien habe ich die 
		Festschrift geschenkt und ihnen gesagt, dass in dem Heft viel 
		Wissenswertes über den Ort steht, in dem sie nun leben. Das Echo war 
		überaus ermutigend: Die Leute fanden das ganz toll und nehmen nun die 
		Gelegenheit gerne wahr, sich über ihre neue Heimat gründlicher zu 
		informieren. Unserer Erfahrung nach brauchen Hinzugezogene rund fünf 
		Jahre, bis sie ihre bisherigen Verbindungen zur „alten“ Heimat 
		weitgehend durch neue ersetzt haben... und bis dahin wohnen sie nicht 
		hier, sondern schlafen nur in ihren neuen Häuschen. 
		
		
Ein ordentliches Stück Arbeit, das Sie sich da vorgenommen haben. 
		Aber die Aussichten sind gut: Wer länger hier wohnt, fühlt sich in der 
		Regel heimisch, auch wenn er sich nicht dem einen oder anderen Verein 
		anschließt.
		• Da machen wir von den Geselligen Vereinen keinen Unterschied. 
		Beispielsweise bei Goldhochzeiten: Wir bringen jedem Paar in 
		Winnekendonk mit Musikverein und Kirchenchor, begleitet von der 
		Feuerwehr, ein Ständchen, ob es nun Mitglied in einem Verein ist oder 
		nicht. Bei der Altenfahrt halten wir es genauso: Jeder Winnekendonker 
		ist uns willkommen. Wo die Integration aller Bürger, der 
		alteingesessenen und der neuen, hervorragend klappt, das ist Achterhoek. 
		Hier hat die St.-Maria-Schützen-bruderschaft die Rolle übernommen, die 
		ganze Dorfgemeinschaft zusammenzuhalten. Da geht alles nahtlos 
		ineinander über und funktioniert prima. Dieses Konzept lässt sich aber 
		nicht auf Winnekendonk übertragen, denn dafür ist unser Dorf zu groß.
		
		
Vielleicht sollten die Leute damit anfangen, sich in ihrer Ortschaft 
		wieder zu grüßen...
		•  ... richtig, es ist manchmal merkwürdig, wie sich Leute 
		abwenden, um nicht grüßen zu müssen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist 
		nicht mehr so ausgeprägt, die alten nachbarschaftlichen Bindungen sind 
		nicht mehr wie früher.
		
		
Damit sind wir wieder am Ausgangspunkt unseres Gesprächs - bei der 
		Jugend. Wir Erwachsenen dürfen nicht den Zugang zu den Jugendlichen 
		verlieren, denn später lassen sie sich erst recht nicht in die 
		Dorfgemeinschaft integrieren.
		•  Nicht wenige Jugendliche sind, habe ich den Eindruck, 
		orientierungslos oder haben falsche Ideale, von denen kein guter 
		Einfluss ausgeht. Wenn ich höre, dass sich Jugendliche aus den 
		Sportvereinen abmelden und deshalb beispielsweise mangels Masse 
		Jugendmannschaften zurückgezogen werden, dann stimmt das nachdenklich. 
		Wo bleiben diese Jugendlichen? Was wollen sie angeboten bekommen? 
		Darüber müssen wir alle, wir in den Geselligen Vereinen, die 
		Verantwortlichen in den einzelnen Vereinen und Verbänden und ganz 
		besonders auch die Verantwortlichen in der Stadt Kevelaer nachdenken. Es 
		geht um unsere Zukunft, und das ist die Jugend. Wenn wir uns heute nicht 
		für die Jugend einsetzen, kriegen wir morgen ein Riesenproblem.
		
		
Soweit das Interview. 
		
		Das Vereinsleben und der Zusammenschluss „Gesellige Vereine“, dem Willi 
		Elbers vorstand, spielen für Winnekendonk eine wichtige Rolle. Seine 
		intakte Dorfgemeinschaft wird von den Juroren des Landeswettbewerbs
		
„Unser Dorf soll schöner werden - 
		unser Dorf hat Zukunft“ gewürdigt: 
		
		Winnekendonk gewinnt im Jahr 2000 die Goldmedaille auf Landesebene.
		
		
		
		