Friedrich, Lothar
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		Diakon der 
		evangelisch-freikirchlichen Gemeinde | * 1940  | † 2015
		
		
Viele 
		Kevelaerer kannten und schätzten ihn über den kleinen Kreis der 
		evangelisch-freikirchlichen Gemeinde hinaus als einen der regelmäßigen 
		Autoren für die KB-Rubrik 
Bedenkliches.
		
		Er war gebürtiger Schlesier. Zum Kriegsende verschlug es seine Familie 
		nach Thüringen, wo der junge Lothar im Südharz aufwuchs. Er erlebte, wie 
		sich aus der sowjetisch besetzten Zone die DDR bildete. Nach der Schule 
		begann Lothar Friedrich eine Lehre als Elektromonteur und studierte 
		später Elektronik, nachdem er über den zweiten Bildungsweg die 
		Voraussetzungen geschaffen hatte.
		
		Er diente in der Volksarmee und wurde zunächst im Wachregiment 
		eingesetzt. Aber er verweigerte den Fahneneid, weil von ihm verlangt 
		wurde, aus der Kirche auszutreten. Lothar Friedrich, der im christlichen 
		Geist erzogen und ein gläubiger Mensch war, lehnte das Ansinnen ab - und 
		wurde aus der Armee entlassen.
		
		Kurz vor dem Mauerbau - 1961 – brach Friedrich mit dem System und floh 
		aus der DDR. Er fasste als Elektriker in der Bundesrepublik Fuß und 
		lebte und arbeitete ab 1960 in Kevelaer.
		
		In der Marienstadt, wo die evangelischen Christen stark und die 
		evangelisch-freikirchlichen Christen noch stärker in der Minderheit 
		sind, engagierte sich der Schlesier von Anfang an. 1971 wurde er zum 
		leitenden Diakon der Gemeinde berufen. Das Diakon-Wesen in der 
		evangelisch-freikirchlichen Gemeinde ist anders geregelt als in den 
		anderen Kirchen. Zum Diakon kann ein Gemeindemitglied auf vier Jahre 
		gewählt werden; er kann sich wiederwählen lassen, muss dann aber 
		pausieren. Lothar Friedrich war insgesamt 13 Jahre Diakon.
		
		Er war der erste Autor der seit Anfang 1984 wöchentlich erscheinenden 
		KB-Rubrik 
Bedenkliches. In dieser Kolumne des Kevelaerer Blatts 
		publizieren Vertreter der christlichen Gemeinden von Kevelaer 
		seelsorgliche Gedanken. Lothar Friedrich war nicht nur der erste Autor, 
		sondern auch der Initiator dieser Rubrik.
		
		Als Lothar Friedrich Ende 1983 seine Idee in die Redaktion brachte, 
		stieß er bei KB-Redakteur Martin Willing († 2014) sofort auf Zustimmung. 
		Auch der Name 
Bedenkliches für die neue Kolumne war schnell 
		gefunden, denn so hatte eine vergleichbare Rubrik geheißen, die Willing 
		in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, Lokalausgabe Walsum, in der 
		zweiten Hälfte der 1960er-Jahre eingeführt hatte. Der Rubrikenname 
		stammte vom Pastor von St. Joseph Walsum, Wilhelm Huch († 1996). Der 
		katholische Geistliche hatte den Titel als Einladung interpretiert, 
		etwas zu bedenken.
		
		Friedrich übernahm die Organisation des Autorenteams: Seit jener Zeit 
		wechseln sich monatlich die christlichen Gemeinden in Kevelaer-Mitte ab 
		und bringen, zum Teil mit wechselnden Autoren, seelsorgliche Gedanken.
		
		Lothar Friedrich, verheiratet mit Frau Anita, geborene Trapp, Vater von 
		Tochter Netti und Großvater von Navina und Laya, zählte zu den tragenden 
		Säulen der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Kevelaer, die an der 
		Händelstraße über ein schönes Gemeindezentrum verfügt. Auch im Kreis der 
		Christen in Kevelaer, die für den Gedanken der Ökumene arbeiten, war er 
		ein engagierter, wichtiger Gesprächspartner.
		
		Immer wieder flocht er in seinen Beiträgen für das 
Bedenkliche 
		Alltägliches oder Lebensweisheiten und Kernsätze des Glaubens zusammen. 
		Einmal schrieb er über Menschen, die sich von der Sonne abwenden und 
		dann ihre eigenen Schatten vor sich im Weg haben. Die Schlussfolgerung: 
		„Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.“ 
		Für Friedrich war diese physikalische Tatsache Lebenserfahrung im 
		übertragenen Sinn – nach Joh. 8,12 sagt Jesus: „Ich bin das Licht der 
		Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, 
		sondern wird das Licht des Lebens haben.“
		
		Etwas von einem Leuchten hatte Friedrich längst in sich. Wer ihm 
		begegnete, freute sich, ihn zu sehen. Nie war er griesgrämig, immer ging 
		er mit diesem Lächeln in die Welt. Ihm glaubte jeder das Christsein. Für 
		ihn ereignete es sich nicht in der großen Kirchenpolitik, sondern im 
		kleinen auf der Straße, in den Häusern und in den Herzen der Menschen.
		
		2011 fragte er in einem 
Bedenklichen:
		
		Gott, was willst Du? 
		Täglich von neuem die Sünde hassen. Täglich von neuem das Böse lassen.
		Täglich von neuem Versuchung vermeiden. Täglich von neuem geduldig 
		leiden.
		Täglich von neuem die Gnad´ ergreifen. Täglich von neuem wachsen und 
		reifen.
		Täglich von neuem in Demut beugen. Täglich von neuem zur Höhe steigen.
		Täglich von neuem kämpfen und ringen. Täglich neu sich selber bezwingen.
		Täglich von neuem Erbarmen üben. Täglich von neuem hoffen und lieben.
		Täglich von neuem dem HERRN vertrauen. Täglich Gottes Angesicht schauen.
		Täglich sterben und aufersteh´n. Täglich mit Jesus zum Ziele geh´n.
		Täglich immer höher mit IHM hinauf. Das ist des Christen „Tageslauf“.
		
		Lothar Friedrich hat ihn vollendet.
		
		Er starb wenige Monate vor seinem 75. Geburtstag im Januar 2015.