Horsten, Will
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		Künstler 
		aus Kevelaer | * 1920 | † 1979
		
		
Eines 
		seiner Werke begleitet die Kevelaerer jeden Tag. Die Bronzebüste des 
		Heimatdichters 
		Theodor Bergmann, zu sehen an der Basilikastraße, stammt aus den 
		Händen des Bildhauers. Er formte kurz nach dem Zweiten Weltkrieg den 
		Kopf aus Gips; diese Form, im 
		Museum verwahrt, wurde später für den Bronzeguss benutzt.
		
		Will Horsten, der 1940 als 20-Jähriger vor der Industrie- und 
		Handelskammer in Krefeld seine Facharbeiterprüfung als Form-Ziseleur 
		bestanden hatte, also gekonnt mit flüssigem Metall umgehen konnte, ist 
		auch der Gestalter des Silberschreins, in dem das Kevelaerer Gnadenbild 
		während der letzten Marientracht zum Wallfahrtsjubiläum durch die 
		Straßen getragen wurde. Horsten hatte ihn für die Marientracht des Jahrs 
		1951 entworfen. Von ihm stammt ferner der Sarkophag für den selig 
		gesprochenen Arnold Janssen in der Unterkirche des Klosters Steyl. Und 
		wer die Sonsbecker oder Gelderner Pfarrkirche besucht, steht in einem 
		von Will Horsten ausgestalteten Raum.
		
		Der Künstler hat in vielen Sakralbauten seine Spuren hinterlassen. Im 
		Klosterpark der
		
Clemensschwestern an der 
		Sonnenstraße segnete Weihbischof 
		Heinrich Janssen 1990 nach Restaurierung ein Eichenkreuz von Will 
		Horsten ein.
		
		Die Kapelle des längst aufgegebenen Klosters der Clemensschwestern wurde 
		nach Horstens Entwürfen gestaltet. In dieser Kapelle feierten, nachdem 
		der Künstler während eines Krankenhausaufenthalts in Anholt im August 
		1979 plötzlich gestorben war, Angehörige und Freunde einen Gottesdienst 
		zu seinem Gedenken.
		
		Für viele ist sie bis heute ein besonderer Ort, an dem die Ziele des 
		Zweiten Vaticanums eindrucksvoll „Gestalt“ bekommen haben.
		
		

Horstens 
		Ausgestaltung der Kapelle „lädt den Beter zur Stille und Meditation ein, 
		und das wieder offenbart einen wesentlichen Charakterzug des 58 Jahre 
		alt gewordenen Künstlers. (…) Will Horsten lebte und wirkte abseits vom 
		Getriebe des offiziellen Kunstmarktes. Der universal begabte Maler, 
		Bildhauer und Grafiker hätte in der modernen Kunstszene gewiss Karriere 
		machen können, aber er war jeder Effekthascherei abhold. Sein Denken 
		kreiste um den Bereich des religiösen Bildes, um dessen Gestaltung er in 
		den letzten Jahren seines Lebens gerungen hat. Er durchlitt die Krise, 
		in der sich die religiöse Porträtmalerei befand und kehrte zu einer mehr 
		gegenständlichen Darstellung zurück“, schrieb 
		Dr. Wilhelm Cuypers 1979 in einem Nachruf.
		
		Mitte der 60er-Jahre besuchte die Journalistin Renate Wilkes-Valkyser 
		den Künstler in seinem Atelier an der Hubertusstraße, wo er auch lebte. 
		Sie sagte einmal, sie habe sich unversehens in eine falsche Rolle 
		gedrängt gesehen, denn auf einmal sei sie die Befragte gewesen. „Will 
		Horsten unternimmt allerlei Versuche, um von sich selbst abzulenken. 
		Seine Kirchen und Kapellen im Rheinland und in Westfalen, in 
		Süddeutschland und in Holland, die darf man sich ansehen. Ihn selbst, 
		das wünscht er sich, sollte man ungeschoren lassen. ‚Ich bin doch 
		unwichtig‘, versichert er immer wieder.“
		
		Die Journalistin blieb hartnäckig. „Er schaffte den mühseligen Weg vom 
		Autodidakten zum anerkannten Künstler. Er schaffte auch die letzte 
		Hürde, anerkannter Prophet im eigenen Land zu werden, in den letzten 
		Jahren. Doch eins wird ihm nie gelingen, ein Künstler zu werden, der 
		sich etabliert hat, sich auf seinen Lorbeeren ausruht, der sich häuslich 
		in der Anerkennung einrichtet, die ihm zuteil wurde.“
		
		Seine Kapellen und Kirchen seien „modern, und das kompromisslos. Den, 
		der dahinter steht, stellt man sich als intellektuellen Avantgardisten 
		vor. Man kennt die modernen Künstler, die zur Erleichterung ihrer Arbeit 
		eine weite Distanz zum bürgerlichen Alltag nehmen und diese 
		Distanzierung fast zu einem Markenzeichen ausbauen.“
		
		Renate Wilkes-Valkyser kam zu dem Schluss: „Den Künstler Will Horsten 
		hat sein autodidaktischer Weg zum Einzelgänger gemacht. Der Mensch Will 
		Horsten, den man hier ausnahmsweise oberflächlich vom Künstler trennen 
		sollte, liebt die Geselligkeit im Kreis guter Freunde, für die er wenig 
		Zeit hat, die er allerdings umso herzlicher zu verbringen weiß. Wer ihn 
		so kennt, würde ihn neben Felix Timmermans stellen und neben die 
		lebensbejahenden Künstler des niederländischen Raumes.“
		
		Will Horsten fand in Holland und am Niederrhein erste Freunde und 
		Förderer seiner Kunst. Der Orden der
		
Vorsehungsschwestern 
		mit seinem geistlichen Direktor Stint wurde sein erster bedeutender 
		Mäzen. 
		
		Später gestaltete Will Horsten die Inneneinrichtung der Kapelle des 
		Mutterhauses der Vorsehungsschwestern am Friedensplatz in Kevelaer. 
		Renate Wilkes-Valkyser: „Glas und Bronze, Gold und Edelsteine, Beton und 
		Stein, kein Werkstoff, den Will Horsten nicht verwenden würde. Drei 
		Wochen lang arbeitete er im Steinbruch in der Eifel, um den Altar für 
		die Kapuzinerkirche in Geldern zu fertigen.“
		
		Ständig habe er seinen Arbeitsplatz gewechselt. In seinem Atelier, das 
		kein Unberufener habe betreten dürfen, habe er seine Entwürfe zunächst 
		aus Ton geformt. Auf diese Art sei er zu einer räumlichen Vorstellung 
		vom künftigen Modell gekommen. Dieses Modell sei der Vorentwurf für die 
		Detailzeichnungen gewesen. Doch auch die Zeichnung habe nicht die 
		endgültige Form des Werkes festgelegt. Erst in der Arbeit mit dem 
		Material habe Will Horsten die nach seinen Wünschen beste Form gefunden.
		
		Zum 25. Todestag des begnadeten Kevelaerer Künstlers im Jahr 2004 zeigte 
		‚Pro Arte‘ im Museum eine Ausstellung über Will Horsten. Dafür stark 
		gemacht hatten sich u.a. Dr. Peter Lingens, Ursula Renard, Ingeborg 
		Eisenbach, Cilly Pannen, Johanna Heckens, Josef Sautmann und Rafael 
		Sürgers. 
		
		
		Quellenhinweis: Kevelaerer Persönlichkeiten 2
		
		
		Das Grab von Will Horsten 
		auf dem Kevelaerer Friedhof 
		liegt nach der teilweisen Umgestaltung des Umfelds 
		"quer" und damit "im Weg".
		
		
		Weihbischof em. Heinrich Janssen
		kümmert sich um besondere Grabstätten auf dem Kevelaerer 
		Friedhof, hier mit Delia Evers 2012 vor dem Grab von Will Horsten.
		Fotos: Martin Willing