Kaenders, 
		Alfred
		►
		Unternehmer, Schneidermeister und geselliger Mensch | * 1935
		
		
Anfang 
		Februar 1959 erschien im Kävels Bläche eine Vermählungsanzeige: Alfred 
		Kaenders und Alice Kuck aus Trier heirateten. Danach tauchte der Name 
		Alfred Kaenders noch häufiger im KB auf, denn er war und ist in vielen 
		Vereinen Mitglied. In einigen hat er sich über Jahrzehnte engagiert.
		
		Als sein Vater, der Schneidermeister Gerhard Kaenders, 1949 aus 
		russischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte, begann die Familie mit dem 
		Wiederaufbau ihres Unternehmens, das Großvater Kaenders – er hieß 
		ebenfalls Gerhard - 1894 als Maßschneiderei gegründet hatte. 
		
		„1950“, erinnert sich Alfred Kaenders, „hatte das Handwerk noch goldenen 
		Boden“. Also schlug er die gleiche Laufbahn ein wie sein Vater. Er ließ 
		sich zum Schneidergesellen ausbilden, arbeitete bei Unternehmungen in 
		Bad Godesberg und in Trier (wo das Leben und das Glück ihn und seine 
		Alice zusammenführten) und machte seinen Meister.
		
		In Alfreds ersten Arbeitsjahren stichelten im väterlichen Betrieb noch 
		sieben Gesellen mit Nadel, Zwirn und Faden. Es gab kaum Kleidung auf 
		Vorrat für den Verkauf. Konfektionswaren, also serienmäßig hergestellte 
		Jacken, Hosen und Kostüme, waren in Kevelaerer Gefilden so gut wie 
		unbekannt. Bei Kaenders schneiderten die Fachkräfte Einzelstücke auf 
		Maß. 
		
		Mangels fertiger Angebote gerieten so auch Waren in die Schaufenster, 
		die mit der Schneiderei eher wenig zu tun hatten, Herde und Öfen zum 
		Beispiel.
		
		
		Alfred Kaenders (Mitte stehend) vermutlich 1983 im Jubiläumsjahr der 
		Geselligen Vereine von Kevelaer mit dem Präsidium im alten Rathaus: v.l. 
		Dr. Johann Deloy, Erich Derricks sen., Jan Willems, Alfred Kaenders, 
		Peter Plümpe, Karl Dingermann und Theo Wolfgarten. Auf dem Bild fehlt 
		Martin Pauli.
		
		Der junge Alfred Kaenders schnitt nur noch selten mit der großen Schere 
		in feines Tuch. Nach seiner Meisterprüfung kümmerte er sich eher um 
		Organisation und Büro, während sein Bruder Walter vor allem im direkten 
		Kundenkontakt stand. 
		
		Gemeinsam führten die Brüder Alfred und Walter (mit ihren Ehefrauen 
		Alice und Ingrid) die Unternehmung, die sie 1975 vom Vater übernahmen, 
		in eine sichere Zukunft, die immer mit Qualität der Ware und der Auswahl 
		zu tun hatte.
		
		Schon früh machten sich Alfred und Alice Kaenders Gedanken darüber, wie 
		sie den „Herbst“ ihres Lebens verbringen wollten. Auf keinen Fall 
		mochten sie bis zum Umfallen arbeiten. 1995 schied Alfred Kaenders aus 
		dem Betrieb aus und zog mit seiner Frau nach Kervenheim in einen Traum: 
		6.500 Quadratmeter Land lagen an ihrem Haus mit Schwimmbad und ließen 
		sich von den beiden geduldig beackern. „Das war etwas ganz Herrliches“, 
		schwärmt Alfred Kaenders noch heute. 
		
		Auf der großen Weidefläche hinter dem Nutzgarten und hinter Hunderten 
		von Rosenstöcken tummelten sich Schafe als Rasenmäher und Garanten für 
		immer neue Schafe. Noch heute schwärmen die vier Enkelkinder von ihren 
		Aufenthalten bei den Großeltern mit den süßen Lämmern und der großen 
		Freiheit.
		
		Für Alfred und Alice Kaenders endete diese Freiheit in bewusster 
		Entscheidung 2010. Sie wollten in Kervenheim die Zelte abbrechen, bevor 
		körperliche Einschränkungen sie eines Tages womöglich dazu zwingen 
		würden. Die beiden zogen zurück nach Kevelaer. „Wir kamen nach Hause“, 
		so beschreibt Alfred Kaenders die neue, alte Adresse: Sie nahmen Wohnung 
		über dem Geschäft an der Busmannstraße, wo sie bis zu ihrem Umzug ins 
		Schusterdorf bereits gelebt hatten und wo ihre vier Kinder aufgewachsen 
		waren.
		
		Da war soeben – pünktlich zum 75. Geburtstag von Alfred Kaenders – 
		Enkeltochter Anne mit ihrem Söhnchen Niklas niedergekommen. Der 
		Urgroßvater platzte fast vor Freude, als Anne den Kleinen, gerade fünf 
		Tage alt, mit zu seiner Geburtstagsfeier brachte. „Das sind Momente…“, 
		sagt Alfred Kaenders.
		
		Der Urenkel ist bis heute die große Freude von 
		Alfred und Alice Kaenders.
		
		Freude und Entspannung genießen – das sind ohnehin die Hobbys des 
		Jubilars. 1995 hat Alfred Kaenders, der in zahlreichen Vereinen Mitglied 
		ist, mit seinem Eintritt in den beruflichen Ruhestand auch alle 
		ehrenamtlichen Posten zur Verfügung gestellt. Er hatte z.B. 20 Jahre als 
		Schatzmeister für die Geselligen Vereine von Kevelaer und als 
		Vizevorsitzender im Verkehrsverein gearbeitet. 
		
		Schon seit seinen Kindertagen war er Mitglied im TuS und ist bis heute 
		im KSV, im KMGV, in der Kolpingfamilie, in deren Jugendgruppe er 
		Bannerträger war, in der CDU und ihrer Mittelstandsvereinigung, im 
		Reiterverein, im Schachclub und in vielen weiteren Gemeinschaften. Fast 
		immer steht er seit Jahrzehnten auf den Mitgliedslisten.
		
		
		Alfred Kaenders (l.) Anfang der 80er-Jahre mit Karl Dingermann (M.) 
		und Erich Derricks sen.
		
		Da lässt sich leicht herausspüren, dass Alfred Kaenders ein geselliger 
		Mensch ist. Er freut sich darüber, „dass ich nirgendwo mehr etwas zu 
		sagen habe“. Dennoch wird er gern um Rat gefragt und ist immer gern 
		gesehen. 
		
		Einmal in der Woche geht er ein Bier trinken und wechselt dabei von Mal 
		zu Mal die Kneipen. Einzige Bedingung: Sie müssen Atmosphäre haben. Hier 
		spricht er als Hinz mit Kunz oder als Jan mit Allemann und fühlt sich 
		wohl als einer unter vielen.
		
		Immer wieder lässt er sich auf einer Pritsche Blut abzapfen: 120 Mal hat 
		er schon zum Wohl anderer Menschen gespendet.
		
		Seit er wieder in Kevelaer wohnt, gibt es häufiger Kontakt zur 
		Kaenders-Belegschaft. In seiner aktiven Zeit war diese Nähe zu den 
		Angestellten für ihn bereits wichtig. Heute ist er dankbar dafür, dass 
		sein Neffe Markus, Sohn seines Bruders Walter, das Unternehmen führt. 
		„Das macht er großartig.“
		
		So sieht Alfred Kaenders der kommenden Zeit entgegen: freudig und 
		entspannt.