Koppers, 
		Maria
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		Kauffrau in Kervenheim | * 1935 Kevelaer
		
		
Maria 
		Koppers ist das vierte von sechs Kindern der Eheleute Wilhelm und Maria 
		Erben und erblickte 1935 in Kevelaer das Licht der Welt. 
		
		Nach dem Tod ihres Schwiegervaters Hermann Koppers übernahm sie 1955 
		„von heute auf morgen“ dessen Kolonialwarenladen in Kervenheim. "Ich 
		hatte überhaupt keine Ahnung", erzählte sie einmal, "aber ich konnte 
		rechnen." Schließlich hatte die junge Maria Erben bei Butzon & Bercker 
		erfolgreich eine dreijährige Lehre zum Industriekaufmann durchlaufen – 
		und zudem außer „Zahlen und Zinsen“ eine weitere Größe kennen gelernt, 
		die sie nicht auf der Rechnung gehabt hatte: ihren späteren Mann Heinz.
		
		
		Am 18. Oktober 1955, also vor fast 60 Jahren, heirateten sie, und Maria 
		Koppers brachte Schwung in den schwiegerväterlichen Laden an der 
		Schloßstraße 43 in Kervenheim. Ulrich und Rainer kamen zur Welt und 
		wirbelten den Alltag im Geschäftshaushalt ordentlich durcheinander. "Ich 
		war mit dem dritten Kind schwanger – mit unserer Ursula –, als wir 1959 
		das alte Gebäude abrissen und Geschäft und Haus neu aufbauten." 
		
		1983 kam der Anbau an der Sonsbecker Straße hinzu. "Und ich habe 1989 
		unser Rentner-Häuschen am Amselweg gebaut", erzählte Maria Koppers 
		einmal. Ihr Mann sei immer unterwegs gewesen und habe daher nicht mit 
		den Handwerkern sprechen können.
		
		Im Lauf der Jahre nahm die Zahl der Geschäfte in Kervenheim immer weiter 
		ab. So fuhr den Dörflern ein Schrecken in die Glieder, als es im Jahr 
		2004 auch nach dem Ende von „Koppers“ aussah. Kurz vor Weihnachten 
		hörten Bürgerinnen und Bürger, dass ‚ihr‘ Laden im Dorf dicht machen 
		würde. Von 1955 bis 1995 hatte Maria Koppers das Geschäft geführt, dann 
		waren zehn Jahre Franz und Andrea Dahmen Pächter gewesen. Sie wollten 
		ihren Vertrag nicht verlängern.
		
		„Alles halb so wild“, befanden Maria und Heinz Koppers, die mit ihrer 
		Tochter Ursula das Geschäft übernahmen. 
		
		Allerdings gelang es nicht, den Vertrag mit Edeka zu verlängern. „Bald 
		bekamen wir das endgültige Nein für eine Belieferung.“ Mit einer Größe 
		von unter 600 Quadratmetern sei der Markt zwar für Kervenheim optimal, 
		aber für die Edeka-Gruppe zu klein. 
		
		Maria und Heinz Koppers und Tochter Ursula, eine gelernte 
		Einzelhandelskauffrau, ließen nicht locker und taten ‚Spar‘ als 
		Vertragspartner auf. Ihr Konzept: „Mit den bisherigen Mitarbeiterinnen, 
		mit Fleiß und Service wollen wir die Nahversorgung des Dorfs 
		sicherstellen.“ Damit war der "Anlaufpunkt für die Dorfbevölkerung" 
		zunächst gesichert.
		
		Und er war gut gesichert: Die Familie Koppers legte sich einmal mehr ins 
		Zeug und bot wie eh und je Qualität. Es gab ständig frisches Obst zu 
		kaufen, Käse, Fleisch, Wurst und Diverses aus der Tiefkühltruhe: das 
		komplette Sortiment. Maria Koppers betonte: „Wir machen alle Angebote 
		mit.” Darüber hinaus leisteten sie wie andere Ortsunternehmer einen 
		optimalen Service: Jeden Freitag belieferten sie Kunden daheim, mal weil 
		jemand krank geworden war, mal weil jemand nicht mehr mobil war. „Wir 
		fahren viel”, sagte Maria Koppers und umschrieb mit diesen drei Worten, 
		wie weit sie für die Nahversorgung der Bürgerinnen und Bürger ging.
		
		
		Doch am Ende half kein noch so ausgefeilter und persönlicher Service, 
		keine noch so gute Qualität: Die Gewinnmarge wurde immer kleiner.
		
		Im Jahr 2010 kam das Aus. Zusammengerechnet hatte Maria Koppers 55 Jahre 
		„gemacht und getan“. Und sie hatte es sehr gut getan. Der persönliche 
		Kontakt zu ihren Kunden, immer mal wieder bereichert durch ein 
		Schwätzchen, hatte ihr und den Kunden viel bedeutet. So flossen am 
		letzten Tag auf beiden Seiten Tränen. „Wir haben so viele nette 
		Schreiben bekommen, sogar Blumen“, erzählte Maria Koppers. 
		Inzwischen war sie 75 Jahre alt geworden. Sie wollte es ruhiger angehen 
		lassen. Bis heute versetzt es ihr einen Stich, wenn sie am ehemaligen 
		Standort vorbeikommt. Nach dem Aus für den Dorfladen, der hier 
		zwischenzeitlich eingezogen war, kann sie sich nicht einmal mehr damit 
		trösten, dass die Nahversorgung erhalten geblieben ist.
		
		„Ich habe schrecklich gern im Geschäft gestanden“, sagt Maria Koppers 
		heute. Nicht einmal schwere Krankheiten konnten sie abhalten. Als sie 
		vor einigen Jahren eine Operation über sich ergehen lassen musste, stand 
		sie nach drei Wochen wieder an der Kasse. „Ich hing mit Leib und Seele 
		an dem Laden. Ich brauchte ihn. Ich habe alles gemacht, oft sonntags 
		noch die Werbung und die Bestellungen“, erinnert sie sich. Natürlich gab 
		es hin und wieder Unschönes. „Doch nicht ein einziges Mal habe ich 
		ungehalten auf den Laden reagiert.“
		
		Auch während ihrer aktiven Zeit als Geschäftsfrau hat Maria Koppers 
		ihren Mann Heinz bei seinen zahlreichen Ehrenämtern „als seine 
		Privatsekretärin“ begleitet. Sie selbst hatte 25 Jahre lang den Vorsitz 
		des Damen- und Betreuungsausschusses des Heimatvereins inne. 
		
		Maria Koppers fand trotz ihrer Arbeit auch Zeit für ihren Garten, das 
		Kartenspielen mit Nachbarinnen und den Kegelclub „Die Kibbigen“. 
		Außerdem widmete sie sich leidenschaftlich dem Kunststricken. „Das habe 
		ich von meiner Mutter gelernt.“ Heute tanzen die Nadeln nicht mehr ganz 
		so oft um ihre Finger. In ihren besten Zeiten zauberte sie aus dünnstem 
		Garn 2000 Maschen pro Runddecke in Rekordzeit – „wenn ich müde war, 
		strickte ich oft noch im Bett“. Danach konnte sie entspannt schlafen.
		
		
		Ihren 80. Geburtstag möchte Maria Koppers nach einer weiteren schweren 
		Erkrankung vor zwei Jahren richtig genießen, denn „es ist der erste 
		‚Runde‘, bei dem ich ohne jeden Druck feiern kann.“ Für 11 Uhr sind alle 
		Freunde, Nachbarn und Bekannten herzlich an den Amselweg eingeladen. Um 
		17 Uhr folgt die Familienfeier, zu der sie ihre Kinder, Schwiegerkinder 
		bzw. Partner und sechs Kindeskinder erwartet. Sie freut sich sehr 
		darauf.
		
		Und natürlich ist sie glücklich, dieses Fest an der Seite ihres Mannes 
		begehen zu können. Als sie und ihr Heinz ihre Goldene Hochzeit feierten, 
		sagte er über seine Maria: „Ich würde fast alles in meinem Leben wieder 
		genauso machen, aber nur unter der Bedingung, dass ich eine so gute Frau 
		an meiner Seite hätte.“