Paal, Heinz
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		Stadtdirektor 
		und Bürgermeister in Kevelaer |
		* 1942
		
		
Als 
		15-Jähriger fing er beim Amt Rindern an, mit 30 erwarb nach Studium das 
		Kommunaldiplom, mit 32 begann seine lange Verwaltungstätigkeit in der 
		Stadt Kevelaer, für die er zunächst die Leitung des 
		Rechnungsprüfungsamts übernahm. 1976 wurde Heinz Paal zum Kämmerer und 
		Beigeordneten ernannt und nach dem Ausscheiden von
		
Dr. Karl-Heinz Röser zur 
		Jahreswende 1983/84 zum Stadtdirektor berufen. 1999 wählten ihn die 
		Kevelaerer zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister ihrer Stadt. Für eine 
		zweite Amtszeit kandidierte er nicht mehr. Ihm folgte 2004 Dr. Axel 
		Stibi.
		
		Wer die gesamte Spanne von Paals Kevelaer-Zeit begleitet hat, sieht zwei 
		große Abschnitte im Wirken des Stadtmachers, die unterschiedlich zu 
		bewerten sind. In der ersten Hälfte war Paal geradezu brillant - in 
		seiner Analyse, seinen Instrumenten und seiner Überzeugungskraft, wenn 
		er politische Mehrheiten für seine Idee gewinnen wollte. Und mutig war 
		der Rathauschef: Als der Stadt auf geheimnisvolle Weise sehr viel Geld 
		zufloss, investierte er fast eine Million Mark ins „Bohrloch“, wohl 
		wissend, dass die Idee eines Kurzentrums scheitern und das Geld in den 
		Sand gesetzt sein könnte (was auch eintrat). Die Entscheidung war kein 
		einsamer Alleingang, sondern abgestimmt mit einem risikofreudigen 
		Stadtrat. 
		
		In der ersten Hälfte seiner Kevelaer-Zeit schimmerte durch die 
		Oberfläche des gewieften Verwaltungsprofis der unglaublich ehrgeizige 
		junge Mann durch, der sich Wissen und Bildung auf unbequemen Wegen hart 
		erarbeiten musste und sich schon mal mit direkt genossenen Kaffeebohnen 
		„dopen“ musste: „Zum Kaffeekochen hatte ich keine Zeit“. 
		
		
Heinz Paal mit Bürgermeister Karl Dingermann (1980er-Jahre).
		
		
In 
		jener ersten Amtszeithälfte reifte Paals Ansehen in der Wallfahrtsstadt 
		heran, von dem er in der Beurteilung durch viele Bürger auch in der 
		zweiten Hälfte seiner Amtsjahre zehrte, als sich schon der berüchtigte 
		Twistedener Küngel auszuwirken begann. 
		
		Heinz Paal und seine Frau Magdalene (1997).
		
		Der Mann, der mit Widerspruch schlecht umgehen konnte, fand im Stadtrat 
		einflussreiche, ihn geradezu vorwärts treibende Mitstreiter, die häufig 
		den Geruch des Eigennutzes verströmten, ohne dass das von den 
		politischen Beobachtern stets bemerkt worden wäre.
		
		

Im 
		Gefolge der so genannten Traberpark-Affäre, bei der der Stadtrat als 
		Kontrollorgan zunächst auf ganzer Linie versagte, fielen Masken, 
		zerbrachen Vertrauensverhältnisse und entwickelten sich langsam offene 
		Gegnerschaften. 
		
		
Heinz Paal mit Bürgermeister Dr. Friedrich Börgers (1990er-Jahre).
		
		Je mehr Paal als „Machtmensch“ von eigenen Leuten im Rathaus gefürchtet 
		wurde - dies besonders seit seiner Wahl zum ersten hauptamtlichen 
		Bürgermeister der Stadt (1999) -, desto geringer wurde seine politische 
		Kraft zur Durchsetzung millionenschwerer Vorgänge. Logische Folge der 
		Entwicklung war Paals Nichtkandidatur 2004. Seine Rolle auf dem 
		Kevelaerer Immobilienmarkt unmittelbar nach dem Ausscheiden war nur noch 
		ein eher peinlicher Schlusspunkt.
		
		

Zu 
		den traurigsten Vorgängen während der Amtszeit von Heinz Paal zählt der 
		Versuch, den bei Paal in Ungnade gefallenen Beigeordneten
		
Karl-Ulrich Braasch abwählen 
		zu lassen. Etwa die Hälfte des Stadtrats ließ sich dafür einspannen. Am 
		Ende reichte die Mehrheit nicht aus. 
		
		
Heinz Paal bei der Verabschiedung seines Beigeordneten Karl-Ulrich 
		Braasch.
		
		Braasch schied bald darauf regulär aus dem Amt und wurde von seinem Chef 
		Heinz Paal mit einer Laudatio in den Ruhestand verabschiedet, die das 
		Gegenteil von dem zum Ausdruck machte, was zuvor Braaschens Abwahl hatte 
		begründen sollen. Karl-Ulrich Braasch starb 2010.
		
		

Das 
		Wissen um die Schattenseiten ändert nichts an der Einschätzung, dass 
		Paal ein hoch talentierter Stadtmacher war, der besonders in der ersten 
		Hälfte seiner langen Amtszeit gute Spuren hinterlassen und 
		zukunftsweisende Entwicklungen - besonders auf dem wirtschaftlichen 
		Sektor - angestoßen hat.
		
		
Heinz Paal gratuliert seinem Nachfolger Bürgermeister Dr. Axel Stibi 
		zu dessen Wahl.
		
		Heinz Paal betreibt seit seinem Ausscheiden aus den Diensten der Stadt 
		eine Firma, die als VP Entwicklungsgesellschaft mbH am Kleinholzweg 5 in 
		Wetten angesiedelt ist (das "V" steht für " Heinz Verrieth", das "P" für 
		"Heinz Paal"). Im Internet fanden sich 2012 nicht wenige Immobilien in 
		Spanien, die über die Paalsche Gesellschaft vermakelt werden. 
		
		
Zur 
		Bildergalerie Heinz Paal aus den 1980er- und 1990er-Jahren