Renard, 
		Edmund sen.
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		Bildhauer für Kevelaer | * 1830, † 1905
		
		Die Spuren von zwei Jahrhunderten kultureller Prägung Kevelaers 
		durch seine Künstler zeigen sich nachhaltig auch im Marienpark unter’m 
		Kreuzbaum. Edmund Renard hat die bekannte Kreuzigungsgruppe aus 
		französischem Kalkstein geschaffen, vor der Generationen von Kevelaerern 
		und Pilgern gebetet haben.
		
		Der Ausbau des Marienparks zu dem wohl bedeutendsten Kreuzweg am unteren 
		Niederrhein begann 1889 mit dieser Kreuzigungsgruppe, die Bürgermeister 
		Wilhelm Brügelmann bereits 1880 bei dem Kölner Bildhauer Edmund Renard 
		in Auftrag gegeben hatte. Brügelmann handelte als Verwalter des 
		Armenvermögens, in dessen Eigentum sich das Grundstück befand, auf dem 
		das Kreuz errichtet wurde. 
		
		Es ersetzte ein altes rotes Holzkreuz unter einer mächtigen Linde. Der 
		Platz - damals lief die alte Straße nach Geldern dort vorbei - war 
		berühmt. Die Linde, die vermutlich aus der zweiten Hälfte des 17. 
		Jahrhunderts und damit aus den Anfängen der Kevelaer-Wallfahrt stammte, 
		wurde als das schönste Naturdenkmal Kevelaers gehandelt. In ihrem 
		Schatten stand das erwähnte Holzkruzifix mit Corpus: „das rote Kreuz“; 
		die Linde wurde nur Kreuzbaum genannt. 
		
		Der Baum hatte eine Höhe von 26 Metern, einen Kronendurchmesser von 28 
		Metern und in Brusthöhe einen Stammumfang von 3 Meter 20, der sich nach 
		oben hin annähernd verdoppelte.
		
		Früher hielten Gläubige dort ihre privaten Andachten ab. Auch diente 
		„das rote Kreuz“ als Station für die aus Geldern kommenden Prozessionen. 
		Als zum 250-jährigen Bestehen der Wallfahrt der Kreuzweg eingerichtet 
		wurde, bezog man die alte Gebetsstätte ein. 
		
		Das Holzkreuz wurde durch die Kreuzigungsgruppe von Edmund Renard 
		ersetzt. 
		
		
		Kreuzbaum und Renard-Werk um 1910 (Aufnahme aus: Alt-Kevelaer, 
		Robert Plötz, Burkhard Schwering).
		
		Ein halbes Jahrhundert später, 1940, stellte der Regierungspräsident den 
		Kreuzbaum unter Naturschutz. Die Linde, später von Bomben des Zweiten 
		Weltkriegs leicht beschädigt, gehörte zu den ältesten des Niederrheins 
		(Linden können ein Alter von 800 Jahren erreichen). 1941 wurde die 
		„Rot-Kreuz-Straße“ in „Alte Heerstraße“ umbenannt.
		
		Die Linde überdauerte alle Änderungen. Sie wurde erst kurz vor der 
		Jahrtausendwende – wie viele meinen: in einer Nacht- und Nebelaktion – 
		gefällt. Eine junge Linde wurde als Ersatz hinter die Kreuzigungsgruppe 
		von Edmund Renard gepflanzt. 
		
		Der Künstler, Vater von sechs Kindern, schuf des Weiteren u. a. das 
		Bronzerelief am Altar in der Gnadenkapelle (Krippenbild) und den 
		berühmten Heinzelmännchenbrunnen in Köln. Sein Sohn Josef Renard (1867 - 
		1930), Kirchenmaler und Stummel-Schüler, ließ sich in Kevelaer nieder 
		und lebte mit seiner Frau Margaret im Wohn- und Atelierhaus an der 
		Gelderner Str. 37 in Nachbarschaft der Künstler Gerhard Schoofs, August 
		Dierkes, Heinrich Holtmann und Jakob Holtmann, der Werkstätten von Derix 
		und des Ateliers Stummel. 
		
		Von Josef Renard stammen die „Kevelaerer Renards“ ab.