Sadowski, 
		Karin
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		Ballettlehrerin in Kevelaer | * 1940
		
		
Als 
		Kind durfte sie an ihrem Geburtstag, dem 1. Mai, früh morgens mit ihrem 
		Vater, einem Musiker, und seiner Musikkapelle durch den Ort ziehen. "Die 
		Marschmusik ist mir bis heute im Ohr", sagte sie einmal. Noch als 
		17-Jährige lebte sie mit ihren Eltern in Görlitz. 1957 flüchteten die 
		Eltern aus der DDR zu Verwandten nach Westdeutschland und holten ihre 
		Tochter ein Jahr später nach. Karins Weg führte nach Berlin, dann an die 
		Folkwang-Hochschule Essen, zum Landestheater Detmold und schließlich, 
		nachdem sie ihren Mann Klaus Sadowski auf einem Tanzfest in Moers kennen 
		gelernt hatte, nach Kevelaer. 
		
		1972 eröffnete die Tänzerin, deren Ausbildung 1951 in der 
		Kinderballettschule eines Stadttheaters in Ostdeutschland begonnen 
		hatte, in Kevelaer ihr eigenes Ballettstudio und absolvierte neben 
		dieser Arbeit viele Fortbildungen und Seminare. Sie gab Unterricht für 
		Kinder und Jugendliche an Schulen. 1977 vergrößerte sie ihr Studio und 
		erweiterte ihr Angebot als voll registrierte Lehrerin der „Royal Academy 
		of Dance London“.
		
		„Tanz heißt: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Ich tanze, weil das Blut in meinen 
		Adern tanzt“, sagte Karin Sadowski einmal dem KB. Ihre große Liebe sind 
		die getanzten Geschichten: Sie verbinden Sprache, Musik und Bewegung.
		
		Immer wieder stellte sie große Aufführungen auf die Beine und 
		verschaffte Dutzenden von kleinen und großen Tänzerinnen und Tänzern 
		ideale Rollen. So hüpften beim Mausemärchen „Frederick“ 150 
		piepslebendige Grautierchen, Blumen und Schneeflocken, allesamt Eleven 
		der Ballettschule, über die Bühne. Den Erlös stiftete Karin Sadowski als 
		Weihnachtsgeschenk an behinderte Kinder: an die Aktion St. Nicolaus.
		
		Die Schulleiterin hatte das Stück choreographiert, die Musik ausgewählt 
		und die Texte geschrieben. Für alle ihre Aufführungen erfand sie voller 
		Fantasie entzückende Szenen: Darunter z.B. bei Frederick einen kessen 
		Lobgesang auf Kevelaer („Kevelaer ist ne schöne Stadt, die auch viele 
		Mäuse hat...“), einen rasenden Reporter, der für das Kävels Bläche 
		rotierte, und ein Mäuschen, das immer aus der Reihe tanzte - Stücke, so 
		bunt wie das Leben selbst, vorgetragen mit ansteckender Freude.
		
		
		Karin Sadowski (3.v.r.) Mitte der 80er-Jahre im Kreis von 
		Schülerinnen.
		
		Die eigene Tanzausbildung übte starken Einfluss auf das Leben von Karin 
		Sadowski aus. Selbstbeherrschung, Verantwortungsbewusstsein und 
		Leistungsbereitschaft sind Werte, die ihr in ihrem Leben wichtig sind.
		
		Bei den Kindern, die ihr anvertraut wurden, achtete sie auf ausgewogenen 
		Unterricht. Sie sagte einmal: „Wir befinden uns in einer Gesellschaft, 
		in der eine Prüfung die andere jagt. Es geht zu viel um Drill und 
		Leistung“, sie wolle „fröhliche Kinder“.
		Mit Freude begleitet sie ihre Tochter Petra Sadowski-Cavichiolo, die im 
		Studio längst in ihre Fußstapfen getreten ist. Auch Enkelin Jana - die 
		dritte Generation - dreht Pirouetten.
		
		Karin Sadowski, der ungezählte Kinder im Raum Kevelaer den prägenden 
		Wert einer Ballettausbildung verdanken, hat sich auch in der 
		Kommunalpolitik engagiert, was bei der herausragenden Position, die ihr 
		Mann Klaus († 2012) über Jahrzehnte in der Kevelaerer FDP inne hatte, 
		nahe liegt. Sie ließ sich, wenngleich chancenlos, von der FDP, der sie 
		1982 beigetreten ist, als Ratskandidatin aufstellen und rangierte auf 
		der Reserveliste immerhin auf Platz 6. 
		
		Zum 30-jährigen Jubiläum ihres Ballettstudios (2002) machte sich Karin 
		Sadowski ein besonderes Geschenk. Sie nimmt sich mehr Zeit für ihre 
		zweite Leidenschaft: das Schreiben von Märchen, Gedichten und Lyrik.