Spanienkämpfer - Legion Condor
		►
		Vier Kevelaerer Wehrmachtsangehörige waren beteiligt
		
		
		Guernica von Pablo Picasso (1937, Öl auf Leinwand, 
		349 cm × 777 cm). Es entstand als Reaktion auf die Zerstörung der 
		spanischen Stadt Guernica durch die deutsche Legion Condor während des 
		Spanischen Bürgerkriegs. In Spanien kämpften auch Soldaten aus Kevelaer 
		mit. Das Picasso-Gemälde befindet sich im Museo Reina Sofía in Madrid.
		
		Im Sommer 1939, kurz vor dem deutschen Überfall auf Polen und 
		dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, wurde den „ruhmreichen 
		Spanienkämpfern Ernst Bercker, Josef Lorenz, Peter La Roche und Jan 
		Toonen“ (KB vom 29.6. 1939) im Rathaus Kevelaer ein feierlicher Empfang 
		bereitet. Im Konvoi fuhren sie durch die Straßen, wo die Schuljugend 
		Spalier bildete. Am Abend wurde für die Spanien-Rückkehrer ein Festakt 
		im 
Deutschen Haus gegeben. 
		
		Die vier Soldaten aus Kevelaer, die in der 
Legion Condor im 
		Spanischen Bürgerkrieg an der Seite von General Franco gekämpft hatten, 
		waren keine Freiwilligen gewesen, sondern dienstverpflichtete Soldaten 
		der Wehrmacht. Hitler hatte das Expeditionskorps zur Unterstützung des 
		faschistischen Generals nach Spanien geschickt. Als die Bürger Kevelaers 
		ihre „ruhmreichen Spanien-Kämpfer“ feierten, ahnte von ihnen wohl 
		niemand, dass es sich um die „Ouvertüre“ zum Zweiten Weltkrieg handelte.
		
		
		Den verhängnisvollen Bürgerkrieg in Spanien hatte Lucia, eine der 
		Seherinnen von 
Fatima (1917), vorausgesagt. Gegen die Regierung der 
		demokratischen Republik Spanien kämpften von 1936 bis 1939 faschistische 
		Putschisten unter General Franco, der sich mit Hitlers Unterstützung 
		durchsetzen und als Diktator bis 1975 an der Macht halten konnte.
		
		

Spanien 
		war seit Jahrzehnten ein politisch zerrissenes Land, dessen 1931 
		ausgerufene Zweite Republik zwischen den früheren Säulen Diktatur und 
		Monarchie zerrieben wurde. Sogar die Arbeiterschaft wandte sich gegen 
		die Republik, weil soziale Reformen nicht eintraten. 
		
		
General Franco.
		
		Als das Land von Aufständen erschüttert wurde, rief die republikanische 
		Regierung 1934 das Kriegsrecht aus und ließ die Aufstände von Truppen 
		unter dem Befehl von General Franco blutig niederschlagen. 
		
		Inzwischen war in Deutschland Adolf Hitler Reichskanzler geworden - Ende 
		Januar 1933. Eine 22-jährige Frau aus dem Stuttgarter Raum klebte zu 
		diesem Zeitpunkt Flugblätter gegen die Nazis. 
		
		

Es 
		war Gerda Taro (* 1. August 1910 in Stuttgart; † 26. Juli 1937 in El 
		Escorial/Spanien), die erste Frau und Fotografin überhaupt, die aus Kampfgebieten berichten würde. Für die Plakataktion wurde Gerda festgenommen und für zwei Wochen ins 
		Gefängnis gesteckt. Wenige Monate später flüchtete sie
		nach Paris und kehrte nicht mehr nach Deutschland zurück.
		
		Die Legion Condor errichtete die erste Luftbrücke, führte den ersten 
		massiven Luftkrieg der Geschichte gegen die Zivilbevölkerung eines 
		europäischen Landes und verübte die ersten Verbrechen der Wehrmacht.
		Ein schreiender Skandal war die 
		völkerrechtswidrige Bombardierung und Zerstörung der spanischen 
		Kleinstadt Gernica am 26. April 1937. Picassos Großgemälde 
Guernica
		ist eines der erschütterndsten Anklagebilder gegen den Krieg.
		
		Aber auch die Fotografin Gerda Taro schuf Bilder von eindringlicher 
		Intensivität. Ihr weiteres Schicksal in Spanien als 
		Kriegsberichterstatterin schilderte die "Zeit"-Autorin
		Amrai Coen (23.1.2014): 
		
		
		Fotografin Gerda Taro fuhr am 25. Juli 1937 mit ihrem schreibenden 
		Kollegen Ted Allan an die Front. Dort brach die Hölle los. Es war ein 
		weiterer 
		Luftangriff der deutschen 
Legion Condor. Taro hielt ihre 
		Kameras in die Luft, fotografierte die Flugzeuge, den Rauch, die 
		Explosionen, die flüchtenden Soldaten. Der Angriff dauerte Stunden. Taro 
		verbrauchte alle Filme. Es waren die besten Bilder ihres Lebens.
		
		Allan und Taro konnten nach dem Angriff auf den Trittbrettern eines 
		Transportwagens mitfahren. Als ein Flieger auftauchte, brach Panik aus. 
		Amrai Coen: 
		
*
			
				| Ein Panzer schlingert auf den Transportwagen zu, auf dem 
				Taro mitfährt. Der Fahrer des Wagens versucht auszuweichen. (…) 
				Der schlingernde Panzer streift die Fahrzeugseite, an der Taro 
				sich festhält. Er reißt sie zu Boden und zerquetscht ihr mit 
				einer Gleiskette den Unterleib." | 
			
		
		*
		Sie presste ihre Hände auf den Bauch, um ihre Eingeweide 
		zurückzudrücken. Im Krankenhaus bekam sie Morphium. Noch einmal wurde 
		sie wach und fragte: "Sind meine Kameras gut aufgehoben?" - Dann starb 
		sie.
		
		Was zu diesem Zeitpunkt - 1937 - nicht vorausgesehen wurde, war der bald einsetzende Holocaust. 
		Er hätte auch Gerda Taro erfasst, denn sie war Jüdin. Ihre gesamte Familie wurde später im deutschen KZ 
		Sajmiste nahe Belgrad getötet. 
		
		Es war auch das Jahr, in dem die Gewalttätigkeiten in Spanien nicht 
		abrissen. Offen planten nun Franco und seine Offiziere den Putsch, aus 
		dem sich der große Bürgerkrieg entwickelte.
		
		Deutschland und Italien unterstützten die Putschisten. Hitler wollte 
		damit für seine Kriegspläne Spanien auf seine Seite ziehen. Für Göring 
		war die Hilfe eine willkommene Generalprobe für die deutsche Luftwaffe, 
		die ab 1937 massiv eingriff - mit verheerenden Flächenbombardierungen, 
		so unter anderem auf die spanische Stadt Guernica. 
		
		Dass bis etwa 1945 in Spanien weit mehr als 100.000 Franco-Gegner 
		getötet und in Massengräbern verscharrt wurden, weiß man erst aus den 
		jüngsten Forschungen. Früher war man von etwa 35.000 Anhängern der 
		Republik ausgegangen, die unter Franco ermordet worden sind. 
		
		Die vier Spanienkämpfer aus Kevelaer waren:
		
		• 
Ernst Bercker
		Bruder von Theo und Rudolf Bercker, nicht verheiratet: Starb mit 36 
		Jahren am 28. September 1950 in Kevelaer nach langem und schwerem 
		Kriegsleiden.
		
		• 
Josef Lorenz
		Maasstr. 4: Er war Oberfeldwebel der Luftwaffe, Träger mehrerer 
		Auszeichnungen, darunter des Deutschen Spanien-Kreuzes und einer 
		spanischen Kriegsauszeichnung. Der 25-Jährige verunglückte bei einem 
		Flug am 22. Juni 1943 bei Hassel-Stendal. Er wurde in Kevelaer beerdigt. 
		Reichsmarschall Hermann Göring ließ einen Kranz am Grab niederlegen.
		
		
		• 
Peter La Roche
		Er überlebte den Krieg und gründete 1952 die „Kriegerkameradschaft 1871 
		Kevelaer“. Ziel der Organisation war Hilfe für alte und junge Soldaten 
		in allen Lebenslagen.
		
		• 
Johann Toonen
		Jahrgang 1915 - er war eines der sieben Kinder der Eheleute Hermann und 
		Maria Toonen von der Wasserstraße 28. Er überlebte den Krieg und starb 
		1989. Vom ersten Luftangriff auf Kevelaer in der Nacht zum 3. Juni 1942 
		wurde seine Familie hart betroffen. Seine Schwester Elisabeth Toonen 
		(23) war sofort tot, Mutter Maria überlebte nur Stunden, Vater Hermann 
		erlag wenige Wochen danach seinen schweren Verletzungen.
		
		
		Legion Condor
		
		Die 
Legion Condor war ein deutsches Expeditionskorps aus Verbänden der 
		Luftwaffe, in die weitere Truppen des Heeres und der Marine 
		eingegliedert wurden. Die Soldaten trugen besondere Uniformen - ohne 
		deutsche Hoheitsabzeichen. 
		
		Die deutschen Verluste bis zum Ende des 
		Spanischen Bürgerkrieges betrugen 315 Gefallene. Die Hinterbliebenen in 
		der Heimat erhielten das Ehrenkreuz für Hinterbliebene Deutscher 
		Spanienkämpfer.
		
		
		1997 bat Bundespräsident Roman Herzog bei einem Besuch in Spanien 
		offiziell im Namen Deutschlands um Entschuldigung für den Angriff.