Théas, 
		Pierre-Marie
		►
		Französischer Friedensbischof mit Wirkung in Kevelaer
		| * 1894 | + 1977
		
		
Im 
		Jahr 1894 wurde im französischen Barzun in den Pyrénées Atlantiques ein 
		Mann geboren, dem Kevelaer und die Welt viel zu verdanken haben: 
		Pierre-Marie Théas, der spätere Bischof von Lourdes. 
		
		Der Zweite Weltkrieg ist keine drei Jahre vorbei; noch immer sind auch 
		Väter von Kevelaerer Kindern in französischer Kriegsgefangenschaft. Da 
		pilgert der Bischof von Lourdes, weltberühmter Marienwallfahrtsort am 
		Fuß der Pyrenäen, in einen anderen Marienwallfahrtsort. Er reist nach 
		Kevelaer, um 266 Kindern in der Basilika ihre Erstkommunion zu spenden. 
		Als unfassbares Geschenk bringt er die Väter der Kinder aus 
		französischer Kriegsgefangenschaft mit. Einige von ihnen haben sich seit 
		Jahren nicht gesehen.
		
		Viele geistliche Würdenträger, darunter sieben Bischöfe, sind noch aus 
		einem anderen Grund nach Kevelaer gereist. Sie sind Teilnehmer einer 
		internationalen Friedenstagung der Pax-Christi-Bewegung, die in die 
		Gründung der Pax-Christi-Bewegung Deutschland mündet.
		
		Die Festpredigt hält der Kölner Kardinal Josef Frings. Théas sagt vor 
		den Teilnehmern: "Ich bringe euch den Bruderkuss des christlichen 
		Frankreichs, einen Kuss, der Verzeihung gewährt und solche sucht, das 
		heißt den Kuss der Versöhnung."
		
		Pierre-Marie Théas ist der Versammlung Vorbild und Beispiel. Der selbst 
		Internierte hatte am 14. Juli 1944 – am französischen Nationalfeiertag 
		vor 70 Jahren - für das feindliche Deutschland in Gegenwart 
		französischer Mitgefangener eine Messe gehalten. Auf die Frage einiger 
		Landsleute, ob die Feindesliebe in ihrer Situation noch vollziehbar sei, 
		sagte der Bischof: „Nach dem Evangelium ist es so." 
		
		Drei Stunden später wurden alle zum KZ Buchenwald deportiert. Théas 
		musste als Geisel wegen der heranrückenden Amerikaner zurückbleiben. Der 
		Bischof bat die Gefangenen: "Wenn Ihr jetzt über den Rhein fahrt, flucht 
		nicht dem Volk dort drüben. Sie haben Mütter wie bei uns, sie haben 
		Männer und Kinder verloren, und in den Konzentrationslagern befinden 
		sich auch deutsche Männer und Frauen des Widerstandes. Versucht mit 
		einem Gedanken der Versöhnung auf Zukunft hin über den Rhein zu gehen."
		
		Dieser Bischof der Versöhnung ist nun – am 4. April 1948 – in Kevelaer. 
		Die 266 Erstkommunionkinder warten aufgeregt in der Marktschule. Die 
		vielen Bischöfe und Pfarrer Wilhelm Holtmann wollen sie abholen und in 
		feierlicher Prozession zur Basilika führen. Die Kirche „war brechend 
		voll. Viele Menschen standen. Sogar reservierte Plätze waren besetzt 
		worden“, erinnert sich Kriemhild Ermers, eines der Kommunionkinder von 
		damals. 
		
		
		Feierlicher Aufzug 1948 durch Kevelaer mit Bischof Théas (segnend) 
		und Kaplan Erich Bensch (rechts neben Théas).
		
		Ergriffen zeigte sich der französische Bischof selbst. Er sagte einem 
		Journalisten von Kirche + Leben: „Sonntag waren wir Zeuge eines 
		wunderbaren Schauspiels… Am Morgen habe ich … 266 deutschen Kindern die 
		erste heilige Kommunion gereicht. Wir holten sie in Prozession von der 
		Schule ab. Die Menge an den Straßen warf sich einmütig vor dem Bischof 
		auf die Knie.“ 
		
		Théas weiter: „Die Messe selbst war ein erschütterndes Erlebnis. Als 
		französischer Bischof teilte ich [deutschen Erstkommunikanten] zum 
		ersten Mal das Brot des Lebens aus. Die daran anschließende Kommunion 
		zog sich mehr als zwei Stunden hin.“ 
		
		Zweimal noch trafen die „Erstkommunionkinder“ als Erwachsene mit dem 
		Bischof vor der Gnadenkapelle in Kevelaer zum Gebet zusammen - zum 10. 
		Jahrestag 1958 und zum 25. Jahrestag 1973. 
		
		1977 verstarb Bischof Pierre-Marie Théas. Die Kommunionkinder von 1948 
		legten bei einer Lourdes-Wallfahrt Blumen auf sein Grab, versehen mit 
		einem Erinnerungs-Spruch: „In stillem Gedenken - die Kommunionkinder von 
		1948 aus Kevelaer.“
		
		1986 predigte wiederum ein Franzose in Kevelaer. Henri Donze, Bischof 
		von Lourdes, eröffnete die Wallfahrtszeit. Donze enthüllte im Kreuzgang 
		der Pax-Christi-Kapelle eine Tafel zum Gedenken an die Gründung von 
		Pax-Christi Deutschland und an seinen unvergessenen Vorgänger 
		Pierre-Marie Théas.