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Initiatorin der Afrika-Hilfe Aktion pro Humanität | * 1959
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Die 
		kleine Elke Kleuren wächst in den 1960er-Jahren in Kellen als Einzelkind 
		auf und geht dort zur Schule. Ihr Elternhaus ist ausgesprochen gläubig 
		und fördert Elkes Sozialverantwortung von Kindesbeinen an. Gleichzeitig 
		behüten, sichern und schützen ihre Eltern das Mädchen und die junge 
		Frau, und sogar als später die fast 30-jährige Ärztin mit ihrem 
		Benin-Projekt beginnt, das sie am ganzen Niederrhein bekannt machen 
		wird, zeigen die Eltern ihre liebevolle Besorgnis um die Tochter. 
		
		1978 macht Elke ihr Abitur und studiert Medizin in Düsseldorf. Nach dem 
		vorgeschriebenen praktischen Jahr in Krankenhäusern in Duisburg und 
		Kleve bildet sie sich bei niedergelassenen Ärzten im internistischen und 
		chirurgischen Bereich weiter. „Das war eine tolle Zeit“, sagt sie 
		später. 
		
		Elke Kleuren, die angehende Ärztin, und die Menschen im Dorf Kervenheim, 
		wo sie später praktizieren wird, wissen noch nichts voneinander. Seit 
		den 1970er-Jahren kämpfen die Kervenheimer um die Niederlassung eines 
		Arztes - lange Zeit ohne Erfolg. Als sich hier 1981 der seit 15 Jahren 
		in der Bundesrepublik lebende indonesische Mediziner Dr. Sunbien Ho als 
		praktischer Arzt niederlassen will, scheitert das am Formalismus: Der 
		Mann, am Rheinberger Krankenhaus als Gynäkologe beschäftigt, ist 15 
		Monate jünger als das vorgeschriebene Mindestalter von 35. Erst dann 
		darf er eingebürgert werden. Aber ohne Einbürgerung ist er darauf 
		angewiesen, dass der Regierungspräsident einer Zulassung zum frei 
		praktizierenden Arzt zustimmt. Und das tut er nicht: „... aus 
		entwicklungspolitischen Gründen“. 
		
		
		Die Kevelaerer Ratsfraktionen schalten sich auf Anregung von 
		Ortsvorsteher 
		> Theo 
		Kothes mit einer Resolution an den Regierungspräsidenten ein: „Der 
		Rat befürwortet die Bewerbung des Herrn Dr. Sunbien Ho und begrüßt 
		dessen Bereitschaft, sich in Kervenheim als praktischer Arzt 
		niederzulassen“. Dringend wird an die zuständigen Landesminister und vor 
		allem an den Regierungspräsidenten in Düsseldorf appelliert, das 
		Einbürgerungsgesuch und das Approbationsverfahren für Dr. Ho 
		beschleunigt zu erledigen und positiv zu bescheiden - vergebens.
		
		Sieben Jahre später kommt den Kervenheimern ein Zufall zu Hilfe. Dr. 
		med. Elke Kleuren ist 29 Jahre alt, als sie beschließt, sich als 
		Allgemeinärztin niederzulassen und eine eigene Praxis zu betreiben. Ihre 
		Wahl fällt auf den „weißen Fleck“ im Kreis Kleve, auf Kervenheim.
		
		Während sich ihre neue Arztpraxis entwickelt, lässt sich Elke Kleuren, 
		die den Gocher Unternehmer Herbert Schryvers heiratet, von der 
		unvorstellbaren Not in Afrika anrühren. Grauenhafte Bilder aus Somalia 
		gehen um die Welt. Sie lassen die junge Ärztin nicht mehr los. Schon 
		während des Medizinstudiums hat sie mit dem Gedanken gespielt, für ein 
		Krankenhauspraktikum in die südafrikanischen Homelands zu gehen, wo die 
		armen Farbigen leben. Doch das hat sich zerschlagen. 
		
		
		Elke Kleuren-Schryvers bekommt auf dem Höhepunkt der Somalia-Katastrophe 
		Kontakt zu Christel und Rupert Neudeck von Cap Anamur. Sie engagiert 
		sich im Komitee Cap Anamur, das Soforthilfe für Somalia leisten will. 
		Die Kervenheimerin trommelt, unterstützt von ihrem Mann, Spenden 
		zusammen und kann im Herbst 1992 Dr. Christel Neudeck vom Komitee Cap 
		Anamur 50.000 Mark überreichen. 
		
		
		Herbert Schryvers und seine 
		Frau Elke mit Gästen aus Afrika.
		
		Auf Initiative von Herbert Schryvers, 
		der auch mit Einbauküchen handelt, legt eine Vereinigung von 
		Küchenhändlern noch 25.000 Mark drauf. Zum Abschluss der erfolgreichen 
		Aktion, der ersten von Elke Kleuren-Schryvers, wird im  
		>
		Kevelaerer 
		Bühnenhaus ein Benefizkonzert gegeben, bei dem nicht nur Elke 
		Kleuren-Schryvers und Christel Neudeck strahlen: Volles Haus und tolles 
		Programm. Insgesamt bringt die Initiative der Kervenheimerin über 
		110.000 Mark für Somalia zusammen.
		
		Mit dieser Nothilfe für Somalia wird in der Kervenheimer Ärztin das 
		Bedürfnis geweckt, etwas Grundsätzliches und Dauerhaftes für arme 
		Menschen in Afrika zu leisten. Den letzten Anstoß bekommt sie beim Lesen 
		eines Spiegel-Berichts über Benin. Ihr ist klar, dass auch in ihrem 
		Heimatland nicht alles zum Besten steht, aber in Afrika geht es um die 
		nackte Existenz - um Leben oder Tod. „In Deutschland verhungert niemand! 
		In Afrika habe ich Menschen verhungern sehen. Das geht tief. Das 
		vergisst man nicht“, sagt die Ärztin.
		
		Noch unter der Flagge von Cap Anamur, das eigentlich auf Sofortmaßnahmen 
		im Katastrophenfall spezialisiert ist, nimmt sie 1993 das 
		westafrikanische Land Benin in den Blick. Es ist eines der ärmsten 
		Länder dieser Erde. Dort will die Ärztin eine Krankenstation aufbauen - 
		ein abenteuerlicher Gedanke, der fern jeder Realität zu sein scheint, 
		denn wie soll von Kervenheim aus - Elke Kleuren-Schryvers will ja ihre 
		Zelte in Kervenheim nicht abbrechen - eine Station im Busch von Benin 
		organisiert werden? Und woher soll das viele Geld kommen? 
		
		Bekannte von Elke Kleuren-Schryvers, die von ihren Plänen erfahren, 
		fassen sich an den Kopf. Dort in Afrika verhungern Hunderttausende, was 
		kann die Kervenheimerin da bewirken, was mehr als ein Tropfen auf den 
		heißen Stein ist? „Mir haben Freunde gesagt, du kannst die Welt nicht 
		verbessern. Nein, das kann ich wirklich nicht. Aber ich kann versuchen, 
		in einem kleinen Umfeld etwas zu erreichen und dafür mein Bestes zu 
		geben.“
		
		Die Ärztin rührt wie ein Profi die Werbetrommel am unteren Niederrhein. 
		Die Menschen lassen sich von dem Elan anstecken und spenden, bis im 
		Herbst 1993 rund 300.000 Mark auf dem Konto liegen. Elke und ihr Mann 
		Herbert fliegen nach Benin und legen sich fest: In der Ortschaft Gohomè 
		soll die Krankenstation aufgebaut werden. Sie soll die medizinische 
		Basisversorgung für rund 20.000 Menschen sicherstellen. 
		
		Die deutsche Öffentlichkeit erfährt nicht viel davon, wieviel Arbeit das 
		Ehepaar in die Entstehungsphase investieren muss. Ende März 1995 steht 
		der Rohbau. Zeitgleich werden Einrichtungsgegenstände, Medikamente und 
		ein vom Kevelaerer Opel-Händler Josef Maassen gestifteter und besonders 
		ausgestatteter Geländewagen verschifft. Elke Kleuren-Schryvers kann die 
		Benin-erfahrene Kinderkrankenschwester Anne Bauer gewinnen; die 
		Fachkraft erhält für ihren Einsatz vor Ort einen Arbeitsvertrag für 
		sechs Monate.
		
		Aus einem behütenden Elternhaus kommend, legt Elke Kleuren-Schryvers 
		zunehmend eigene Ängste ab. Sie steht zusammen mit ihrem Mann bei 
		Benin-Aufenthalten auch gefährliche Situationen durch, zum Beispiel bei 
		Straßensperren. Einmal werden ihnen Maschinenpistolen unter die Nase 
		gehalten, weil jemand aus der deutschen Gruppe aus Versehen einen 
		Soldaten fotografiert hat. Ihr Mann Herbert, als Unternehmer 
		risikobewusst und flexibel, verhilft ihr zu mehr Sicherheit im 
		Auftreten. „Wir haben alle Reisen nach Benin gemeinsam gemacht und uns 
		gegenseitig geschützt und gestützt. Ich wurde agiler, beweglicher, 
		selbstständiger, selbstsicherer“, sagt sie später in einem KB-Gespräch.
		
		Derweil „klappert“ die Ärztin aus Leidenschaft in ihrer Heimat 
		unermüdlich für ihre Vision. Sie organisiert für April 1995 ein 
		Afrika-Forum in Kevelaer („Gerechtere Weltordnung im neuen 
		Jahrtausend?“) und hält die Sensibilität der Öffentlichkeit für ihr 
		Anliegen wach. Im September schickt sie an zahlreiche Empfänger einen 
		Brief: 
Die Cap Anamur-Krankenstation in Benin wird in diesen Tagen fertiggestellt; das Centre Medical Gohomè wird jetzt seine Arbeit aufnehmen! In wenigen Tagen werden wir selbst wieder nach Benin fliegen, um in Gohomè alles in Augenschein zu nehmen und sicher noch bei vielen Dingen Hand mit anzulegen und vor allem noch viele organisatorische Probleme zu lösen. (...) Anne Bauer, unsere starke und unermüdliche Projektfrau vor Ort, der beninische Arzt Dr. Houiley und das gesamte beninische Team stehen unmittelbar vor der Aufnahme ihrer medizinischen Arbeit in Gohomè.
Elke Kleuren-Schryvers bietet in dem Brief kostbare Kunstdrucke zum Kauf an, außerdem - mit gleichen Motiven - Weihnachts-/Neujahrs-Briefkarten - alles „Bausteine“ für Benin. Die Fotografien der Drucke und Karten stammen von Harlan Ross Feltus, dem Vater von Barbara Becker und Schwiegervater von Boris Becker. Und dann beginnt die Krankenstation tatsächlich zu arbeiten! Am 18. September 1995 versorgt sie die ersten Patienten. Die Ärztin schreibt nach ihrer Rückkehr aus Benin:
Als wir morgens in Gohomè an der Krankenstation eintrafen, trauten wir unseren Augen kaum. Auf dem noch gar nicht bearbeiteten Außengelände der Krankenstation tummelten sich seit 7 Uhr in der Frühe mehrere hundert Menschen, vornehmlich Frauen mit ihren Kindern.
Es ist ein tief 
		berührender Augenblick, als Elke und ihr Mann, nun schon zum achten Mal 
		in Benin, mit eigenen Augen sehen, wie sehr ihre Krankenstation 
		gebraucht und von der einheimischen Bevölkerung angenommen wird.
		
		Unser beninisch-deutsches Team, bestehend aus zwei Ärzten sowie 
		Krankenschwestern und -pflegern, schaffte an diesem ersten Tag ohne 
		Pause.
		
		Bis zum 1. Oktober 1995 behandelt das beninische Team unter Leitung von 
		Anne Bauer ambulant. Das Team der Krankenstation - vom Pförtner und 
		Wächter über Putzfrauen, Techniker, Krankenpfleger und Hebamme bis zum 
		Arzt - ist komplett. Der operative beziehungsweise stationäre Betrieb 
		wird 1996 aufgenommen. Dann erst ist auch die Wasser- und 
		Stromversorgung gesichert; bis dahin rattert der hauseigene 
		Stromgenerator. Fünf junge Männer, kurzfristig eingestellt, graben einen 
		Wasserbrunnen.
		
		Die Krankenstation will mit ambulanter Behandlung einen Bereich 
		abdecken, in dem etwa 20.000 Menschen in einem Umkreis von etwa zehn 
		Kilometern leben. Für stationäre und operative Behandlung - ab 1996 - 
		umfasst das Versorgungsgebiet sogar 70.000 Menschen. Die Kervenheimer 
		Ärztin gesteht später in einem Brief ein, dass sie die hervorragenden 
		Leistungen des Beniner Teams so nicht erwartet habe. „Sicher war dies 
		ein unbewusstes Vorurteil von mir“. Um so glücklicher ist sie darüber, 
		wie professionell in der Station gearbeitet wird. 
		
		Anfang 1996 wird auch mit dem Bau von zwei dreiklassigen Schulen in 
		Gohomè und Adjintime begonnen. Direkt neben der Krankenstation wird 
		später auch ein Waisenhaus errichtet. Dafür hat die Gemeinde Gohomè 
		bereits ein großes Grundstück in der Nachbarschaft der Krankenstation 
		zur Verfügung gestellt. Das Waisenhaus soll zunächst etwa 20 Kinder 
		aufnehmen.
		
		Die Menschen in der Heimat von Elke Kleuren-Schryvers nehmen nach wie 
		vor herzlichen Anteil an den Projekten. Zur Kirmes in Winnekendonk - im 
		Juni 1996 - inszeniert der  
		>
		Heimatverein Ons Derp im Zelt auf 
		dem neuen Markt ein Konzert mit Imitatoren bekannter Schlagersänger, 
		gesponsert von örtlichen Unternehmen. Jede Eintrittskarte nimmt an einer 
		Verlosung teil, bei der es Reisen zu gewinnen gibt - ebenfalls von 
		Kevelaerer Firmen gestiftet. 
		
		Die Hilfsbereitschaft - hier der Winnekendonker - ist keine 
		Einbahnstraße. Als Herbert Schryvers im August 1996 im Kevelaerer Blatt 
		liest, dass 
		>
		Sophie Willems händeringend um Geldspenden bittet, weil sie sonst 
		den Transport von Rollstuhlfahrern aus dem Kreis Kleve für das jährliche 
		Blumenfest der Kranken und Behinderten in Winnekendonk nicht bezahlen 
		kann, übernimmt der Geschäftsmann die Beförderung der Rollstuhlfahrer 
		auf seine Kosten. 
		
		Zur Konzeption von Elke und Herbert Schryvers gehört der Plan, dass sich 
		die Krankenstation bald selbst tragen soll. Deshalb werden die 
		ärztlichen Leistungen nicht kostenlos erbracht. Eine stationäre 
		Unterbringung, egal wie lang sie dauert, kostet für Kinder umgerechnet 3 
		Mark, für Erwachsene 4,50 Mark. Die ambulante Konsultation eines 
		Krankenpflegers muss mit dem Gegenwert von 30 Pfennig bezahlt werden, 
		der Projektarzt kostet 90 Pfennig je Konsultation. Für eine 
		wiederkehrende Wundbehandlung oder einen öfter notwendig werdenden 
		Verbandswechsel werden umgerechnet 15 Pfennig verlangt. 
		
		Und weiter schlagen die Busch- und Werbetrommeln: Ende August 1997 
		richten Elke Kleuren-Schryvers und Benin-Freunde das erste 
		Afrika-Festival am Niederrhein auf dem
		>
		Kalkarer Ex-Brütergelände (>
		„Kernwasser-Wunderland“) aus. Vieles, was 
		Afrika musikalisch, folkloristisch oder lukullisch „drauf hat“, wird in 
		Kalkar aufgefahren. Was unterm Strich erlöst wird, dient dem 
		Krankenhausprojekt. 
		
		Im Januar 1998 
		 wurde der 
		Kervenheimer Ärztin im Kleinen Sitzungssaal des Rathauses Kevelaer der 
		ihr verliehene Kaslkarer Ochsenorden überreicht. Rechts neben Dr. Elke 
		Kleuren-Schryvers: ihr Mann Herbert Schryvers (†).
		
		Das unermüdliche Engagement der Kervenheimerin bleibt auch in ihrer 
		Heimat nicht ohne Folgen. 1998 wird der Ärztin der Kalkarer Ochsenorden 
		verliehen. Nach 
		>
		Änne Kasper (1989) trägt zum zweiten Mal eine Kevelaererin diese 
		besondere Ehrung für mitmenschliches Engagement. Den Einheimischen, die 
		sie auszeichnen, erzählt Elke Kleuren-Schryvers bei einer kleinen Feier 
		im Kevelaerer Rathaus von den Menschen in Benin, von denen kaum jemand 
		älter als 50 Jahre wird. Dort ist es ein Glücksfall für Eltern, wenn ihr 
		Kind seinen fünften Geburtstag feiern kann. Stirbt eine Mutter, werden 
		die Kinder häufig ausgesetzt, weil kein Geld vorhanden ist, um 
		Babynahrung zu kaufen.
		
		Kevelaers Bürgermeister 
		>
		Dr. Friedrich Börgers („Sie haben so unglaublich viel getan“) und 
		Kalkars Bürgermeister Karl-Ludwig van Dornick („Ich bin beeindruckt von 
		der Vehemenz, Beharrlichkeit und von dem Enthusiasmus“) danken der 
		Ärztin. Später erzählt Elke Kleuren-Schryvers die bewegende Geschichte 
		des kleinen Marcelin. Als der Halbwaise in die Krankenstation von Benin 
		gebracht wird - Elke Kleuren-Schryvers und ihr Mann sind gerade da -, 
		wiegt der Junge, sechs Monate alt, 2500 Gramm. Seine Pflegemutter, die 
		ihn nicht stillen kann, ist mit ihm kilometerweit durch die Sonne bis zu 
		der Station gelaufen. Fast tot und völlig ausgetrocknet versucht der 
		Junge, die Hände an die Brust geklammert, ihr einen Tropfen 
		abzugewinnen. Marcelin wird sofort in die Krankenstation aufgenommen. 
		Nach geraumer Zeit wiegt er annähernd fünf Kilogramm, und sein 
		gesundheitlicher Zustand stabilisiert sich nach vielen Krisen.
		
		Elke Kleuren-Schryvers entwickelt sich weiter, indem sie die krassen 
		Gegensätze in Afrika und in Deutschland erlebt. In Benin praktiziert der 
		Arzt Überlebens-Medizin, hier ist Elke Kleuren-Schryvers als 
		Kassenärztin in eine Wohlfahrtsmedizin eingebunden. „In Benin käme 
		niemand auf die Idee, wegen einer Bagatellgeschichte einen Arzt 
		aufzusuchen. Dort verlassen sich die Menschen auf bewährte Hausmittel 
		und ihre Selbstheilungskräfte. Um es krass zu sagen: Hier habe ich in 
		meiner Praxis schon eine Mutter gesehen, die kam, weil ihr Kind drei 
		Mückenstiche hatte. Wir müssen aufhören zu jammern.“
		
		Dr. Elke Kleuren-Schryvers 
		in Kevelaer mit Gästen und Bürgermeister Dr. Friedrich Börgers (1994).
		
		Ihr Engagement für Benin wirkt sich tief auf ihr Privatleben aus. 
		„Möchten Sie Kinder haben?“ wird sie 1998 in einem KB-Gespräch gefragt - 
		da ist die Ärztin 38 Jahre alt. „Das war eine wichtige Frage für meinen 
		Mann und mich“, antwortet sie. „Aber alles zusammen geht nicht. Der 
		Spannungskonflikt zwischen den Anforderungen wäre zu groß gewesen. Ein 
		Kind hätte darunter gelitten. Wir haben auch daran gedacht, ein 
		afrikanisches Kind zu adoptieren. Aber das hätte die Situation 
		verschärft, weil ein solches Kind noch mehr Aufmerksamkeit gebraucht 
		hätte.“
		
		Es sind die Kinder, die es ihr besonders angetan haben. Als Elke 
		Kleuren-Schryvers bei ihrem vierten oder fünften Besuch Benins die 
		nähere Umgebung ihrer Krankenstation in Gohomè erkundet und mit einem 
		Wagen in den Busch fährt, kommt sie nach etwa 15 Kilometern Fahrt über 
		eine „Wellblechpiste“ in Ayoumi an, wo ein Waisenhaus steht. Sie sieht 
		einen kleinen traurigen und trostlosen Haufen von Mädchen und Jungen. 
		Zwei Kinder sind dem Verhungern nahe, auch die anderen befinden sich in 
		einem erbarmungswürdigen Zustand. 
		
		Noch am selben Tag fährt die Ärztin in die beninische Hauptstadt Cotonou 
		zu einem befreundeten Afrikaner, der beim Aufbau der Krankenstation 
		unersätzlich gewesen ist. Sie berichtet ihm schockiert von ihren 
		Erlebnissen. Akin Fatoyinbo will sie beruhigen: In Benin gebe es 
		unterernährte und mangelernährte Kinder, aber keine verhungernden. Doch 
		die Schilderungen sind so eindringlich, dass sie auf dem 
		Mitternachtsmarkt in der Großstadt noch säckeweise Reis und Mehl kaufen 
		und am nächsten Tag zu dem Waisenhaus bringen. Als Akin, der Beniner, 
		die Zustände sieht, muss er beiseite gehen, um sich zu fassen. Sie 
		lassen die Lebensmittel vor Ort und nehmen die beiden Kinder, die am 
		schlimmsten betroffen sind, mit auf die Krankenstation. Sie haben noch 
		Hoffnung, ihnen helfen zu können. Doch beide Kinder sterben.
		
		Das ist für Elke Kleuren-Schryvers das Schlüsselerlebnis, um neben 
		Krankenstation und Schule den Bau eines Waisenhauses voranzutreiben, das 
		sie und Hunderte von Bewohnern aus den umliegenden Dörfern während einer 
		späteren Expedition im Februar 1999 mit einem Volksfest unter der 
		Schirmherrschaft von Oberkreisdirektor  
		>
		Rudolf Kersting fröhlich 
		einweihen. Aus dem verarmten Waisenhaus im Busch von Ayoumi stammt auch 
		Clementine, eine schwarze Frau, die dort ehrenamtlich geholfen hat. 
		Heute arbeitet und lebt sie in der Station Gohomè - auch als Ziehmutter 
		für die kleine Nongan Julienne, die im Frühjahr 1999 ihren zweiten 
		Geburtstag feiert - ohne ihre Zwillingsschwester Nondi Juliette, für die 
		auch die beste Pflege in der Station zu spät kommt. Nongan aber schafft 
		es. Clementine versorgt die Kleine wie ein eigenes Kind. Nongan kann 
		bisher ihre Beine nicht gebrauchen, doch jetzt zeigt sie erste Impulse 
		zu krabbeln. Ihre tote Zwillingsschwester lebt in einer uralten Beniner 
		Tradition weiter: An ihrer Stelle badet und ernährt Clementine 
		symbolisch ein Holzpüppchen.
		
		Ende 1998 tritt die Abnabelung von Cap Anamur ein. Für die Freunde und 
		Förderer des humanitären Projektes in dem afrikanischen Land ändert sich 
		durch den neuen Namen 
		>
		Aktion pro Humanität nichts. Nach mehr als fünf Jahren unter der 
		Fahne von Cap Anamur wird die Aktion selbstständig. Cap Anamur betreibt 
		in erster Linie Katastrophenhilfe, „Benin“ ist jedoch eine 
		Entwicklungsaufgabe auf lange Sicht. 
		
		„Für mich waren Christel und Rupert Neudeck die ‘Zieheltern’ meiner 
		humanitären Arbeit für Benin“, sagt Elke Kleuren-Schryvers, die den 
		Neudecks herzlich dafür dankt, dass sie das Experiment mit der Sektion 
		Niederrhein - als solche firmierte bisher die Benin-Aktion der 
		Kervenheimerin und ihrer Mitstreiter - gewagt und mit all ihrer 
		Erfahrung und Unterstützung begleitet haben. 
		
		Die nun eigenständige Organisation mit dem neuen Namen Aktion pro 
		Humanität behält ihren Sitz in der Wallstraße 4 in Kervenheim, dort wo 
		die Ärztin wohnt und arbeitet. Zusammen mit Bernd Vos, einem Unternehmer 
		aus Wetten, leitet Elke Kleuren-Schryvers in dieser Zeit die Aktion pro 
		Humanität und führt das Benin-Projekt in seinen zweiten Lebensabschnitt, 
		unterstützt durch Gisela Franzen, Erich Derricks jr. und weitere 
		Vorstandsmitglieder.
		
		Eine Weihnachtsgala Ende 1998 im Uedemer Bürgerhaus und ein 
		spektakuläres Konzert im April 1999, bei dem Justus Frantz und die 
		„Philharmonie der Nationen“ in der Kevelaerer Marienbasilika musizieren, 
		helfen bei der Finanzierung der humanitären Arbeit in Benin. Für Ende 
		Januar 2001 wird eine Charity-Gala der Aktion pro Humanität in 
		Twistedens Plantaria vorbereitet, bei der es um das selbe Ziel geht: 
		Sensibilisierung für die Aufgabe, die auf die Hilfsbereitschaft der 
		Bevölkerung am Niederrhein angewiesen bleibt. 
		
		In zwei, drei Jahren könnte das „Centre Medical Gohomè“ auf eigenen 
		Füßen stehen, denn inzwischen finanzieren sich Löhne, Medikamente und 
		Gebrauchsmaterialien zu 70 Prozent aus den eigenen Umsätzen. 29 
		beninische Mitarbeiter mit einem Gesamt-Jahreslohn von 55.000 Mark sind 
		beschäftigt. 40 Betten stehen zur Verfügung, und die Zahl der ambulanten 
		Patienten steigt. Je nach Jahreszeit werden 400 bis 800 Patienten im 
		Monat betreut - vor allem, mit viruellen und bakteriellen Erkrankungen 
		des Magen- und Darmtraktes, die für Kinder häufig tödlich enden. 
		
		Die Apotheke des „Centre Medical“ ist mit WHO-Medikamenten ausgestattet, 
		lässt aber auch naturmedizinische Mittel zu. Das Labor ermöglicht die 
		direkte Blutspende, die auf Aids-Erreger und Hepatitis untersucht wird. 
		500 bis 600 Mal wird im Monat geimpft. Die UNICEF hat die Impfstoffe und 
		einen Kühlschrank für die optimale Lagerung zur Verfügung gestellt.
		
		
		„Das beninische Gesundheitsministerium stufte unsere Krankenstation als 
		die beste und erfolgreichste ein und ernannte sie zum ‘Vorzeigeobjekt’ 
		für staatliche Einrichtungen”, freut sich Elke Kleuren-Schryvers. Das 
		Waisenhaus aber kann nie „rentabel“ werden; es braucht noch lange die 
		Spenden hilfsbereiter Menschen vom Niederrhein.
		
		Das Vertrauen der Bevölkerung gewinnen die Kräfte vor Ort, in dem sie 
		nicht darauf warten, dass die Menschen zu ihnen kommen: Sie gehen in die 
		Dörfer, gründen Frauengruppen, die sich regelmäßig treffen, und 
		betreiben Altenpflege. Der Landfunk „Radio Lalo“ bringt einmal 
		wöchentlich eine Sendung zum Thema Gesundheit. Weiteres Standbein der 
		Entwicklungshilfe in Benin ist heute das Waisenhausprojekt „Jardin des 
		Enfants“, der „Garten der Kinder“, in dem speziell behinderte Kinder und 
		(Aids)-Waisen ein Zuhause finden. Auch werden bedürftige Kinder in ihren 
		Familien betreut. Geplant ist die Einrichtung eines 
		„Schulhilfeprojektes“, denn das Schulgeld von umgerechnet drei Mark pro 
		Kind und Schuljahr können viele Eltern nicht aufbringen. Weiterhin 
		sollen neue fachärztliche Schwerpunkte gelegt werden. Zum 
		Informationsaustausch knüpfen die Aktiven erste Kontakte zur 
		„Christoffel Blindenmission“ in Kamerun. 
		
		„Ein gemütliches Zurücklegen ob des Erfolges darf es nicht geben. Wir 
		suchen nach wie vor neue Mitarbeiter und sind dankbar für jede Spende“, 
		sagt Elke Kleuren-Schryvers. „Es lässt sich auch in Afrika mit Geduld, 
		Beständigkeit und Liebe zu den Menschen viel bewegen!“
		
		Ihr Einsatz bewegt auch die Menschen in ihrem Heimatkreis Kleve. Als zum 
		25. Geburtstag des Kreises Kleve aus allen 16 Städten und Gemeinden je 
		ein Bürger ausgewählt wird, um für besonderes bürgerschaftliches 
		Engagement mit der Ehrengabe des Kreises ausgezeichnet zu werden, gehört 
		Elke Kleuren-Schryvers zu den Geehrten, die Ende August 2000 in der 
		Stadthalle Kleve die Auszeichnung in Empfang nehmen.
		
		Inzwischen sichert eine Stiftung das Hilfswerk ab und garantiert 
		Kontinuität. Das erste Stiftungskapital bringt eine Stifterin aus 
		Kerken auf. Die im Jahr 2002 ins Leben gerufene „Stiftung Aktion pro 
		Humanität“ hat ihren Sitz in Kevelaer. Zweck der Stiftung sind u.a. die 
		Förderung der Entwicklungshilfe und die Beschaffung von Mitteln zur 
		Förderung der Entwicklungshilfe. 
		
		2002 arbeiten im Vorstand der Stiftung als Vorstandsvorsitzender Heinz 
		„Reno“ Franzen, Kervenheim, und Ernst Müller, Düsseldorf. Im Kuratorium 
		sind zu dieser Zeit tätig als Kuratoriumsvorsitzender Landrat Rudolf 
		Kersting, Kleve, als Stellvertreterin Gertrud Peters, Kerken, Sigrid 
		Baum, Straelen, Dr. Barbara Hendricks, Kleve, Dr. Elke 
		Kleuren-Schryvers, Kervenheim, Prof. Dr. Rainer Körfer, Bad Oeynhausen, 
		Dipl. Ing. Bernd Vos, Wetten, und Bernd Zevens, Kleve.
		
		2006 wird Elke Kleuren-Schryvers in Kleve mit der Johanna-Sebus-Medaille geehrt. Es ist das 
		Jahr, in dem ihr Mann Herbert stirbt.
		
		Für Elke Kleuren-Schryvers, die unermüdliche Ärztin, bringt das Jahr 
		2010 einen weiteren tiefen Einschnitt. Sie muss aus gesundheitlichen Gründen 
		ihre 22 Jahre zuvor gegründete Hausarztpraxis in Kervenheim aufgeben. 
		Kraft und Stärke, solche Schicksalsschläge anzunehmen, findet sie an den marianischen Gnadenstätten in 
		Kevelaer, Lourdes und Dassa in Afrika.
		
		Zum 20-jährigen Bestehen der Afrika-Hilfe, die sich Aktion pro Humanität 
		nennt, kommt im August 2012  Dr. Rupert Neudeck nach Kevelaer. Er 
		spricht in der Klosterkirche der Klarissenschwestern über „Die neue 
		Kirche - Und Ihr werdet das Antlitz der Erde erneuern“. 
		
		Darum bemühen sich Elke Kleuren-Schryvers in der geistigen Nachfolge von 
		Albert Schweitzer und ihre Helfer der Aktion pro Humanität an ihren 
		Einsatzorten in Afrika jeden Tag.
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