Kreuels, Wilfried
		►
		Lehrer 
		in Winnekendonk |
		* 1939 |
		† 1996
		
		
Als 
		Wilfried Kreuels Ende 1995 als kranker Mann seinen Schuldienst beendete, 
		ahnte niemand, wie wenig Lebenszeit dem Pädagogen bleiben würde. Am 1. 
		Oktober dieser Woche wäre er 75 Jahre alt geworden. 
		
		Der Leiter der Winnekendonker Overberg-Grundschule wollte ausdrücklich 
		keine Geschenke, als er auf eigenen Wunsch im Alter von 56 Jahren in den 
		Ruhestand versetzt wurde. Er erbat Spenden für den schwerkranken, 
		mazedonischen Jungen Nikola.
		
		Das ließen sich Eltern, Kinder, Lehrer und Ortsvorsteher nicht zweimal 
		vortragen: Sie sammelten 1800 Mark und zeigten dem scheidenden Pädagogen 
		auf diese Art, wie sehr sie ihn und seine Anliegen schätzten. Schon 
		längere Zeit vorher war Wilfried Kreuels so geschwächt gewesen, dass er 
		seine schwindende Leistungskraft den Schülern und Lehrern nicht mehr 
		zumuten wollte. Dennoch freute er sich sagen zu können: „Jeder Tag war 
		ein schöner.“ Und weiter: „Darum ist es für mich nicht leicht, nach über 
		30 Jahren von der Schule Abschied zu nehmen.“ 
		
		Gerne wäre er noch einige Jahre in seinem Amt geblieben, zu dem er sich 
		„von der Pieke auf“ hochgearbeitet hatte: Abitur in Kevelaer 1960, 
		Studium, erste Lehrerstelle in Sevelen, später eine in Issum und nach 
		dem Zweiten Staatsexamen eine in Winnekendonk. Hier wurde er 1973 
		bereits zum Konrektor befördert und 1994 zum Hauptlehrer und Schulleiter 
		ernannt. 
		
		
		Wilfried Kreuels  
		auf einer 
		Feier für Pfarrer Heinrich Kopowski (r.) im Jahr 1989.
		
		In seinen Abschiedsworten mahnte der Pädagoge die ihm anvertrauten 
		Kinder: „Bemüht euch in der Schule, seid nett zu euren Mitschülern und 
		hilfreich gegenüber jedermann.“ Dieser Aufgabe, für andere da zu sein, 
		hatte sich Kreuels selbst gestellt. Sein Umgang mit den Kindern war 
		liebevoll und „von gütiger Art“, wie Winnekendonker den Lehrer 
		schildern. Stets sei er bereit gewesen, ratsuchenden Eltern und 
		hilfsbedürftigen Schülern beizustehen. Dabei half ihm seine Ausbildung 
		zum Sprachtherapeuten. 
		
		
		Wilfried Kreuels (Bildmitte, knieend) 1992 inmitten 
		der Mitglieder des neu gegründeten Jugendhilfeausschusses (rechts neben 
		ihm, ebenfalls knieend, Schulleiter Wolfgang Funke).
		
		Viele, die mit der Schule zu tun haben, begleiteten den Weg von Wilfried 
		Kreuels in den Ruhestand mit Dankbarkeit. Wilfried Kreuels hatte eine 
		Fülle weiterer Aufgaben vor allem in seinem Heimatdorf Winnekendonk 
		übernommen: in Pfarrgemeinderat und Missionsausschuss, in 
		Kirchenvorstand und Kindergartenausschuss, in Bildungswerk und 
		Musikverein (als Moderator), in Martinskomitee und Schulausschuss des 
		Stadtrates.
		
		Kein Jahr nach dem Abschied vom Schuldienst ging Wilfried Kreuels für 
		immer. Kurz zuvor hatte er, den Tod vor Augen, für seine Beerdigung 
		nicht um eine Trauerrede, sondern um die österliche Botschaft gebeten: 
		„Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. Er schafft mich neu am jüngsten Tag“. 
		Das war der Leitspruch für die Totenmesse von Wilfried Kreuels und für 
		seine Leidenszeit. 
		
		Sieben Jahre hatte diese Leidenszeit an ihm gezehrt, bevor Wilfried 
		Kreuels 1996, zwei Tage nach seinem 57. Geburtstag, im Kevelaerer 
		Marienhospital dem Krebs erlag. Menschen, die ihn bis zuletzt begleitet 
		haben, sprechen von einer unerschütterlichen Hoffnung auf ein Leben nach 
		dem Tod ohne jedes Hadern wegen der schlimmen Schmerzen. Eine 
		unersetzliche Hilfe war ihm seine Familie, allen voran seine Frau 
		Marlene, die sieben Jahre lang zu Hause und bei Krankenhausaufenthalten 
		an seiner Seite war. 
		Vielleicht hatte Wilfried Kreuels bei seinem Abschied aus der 
		Overberg-Schule schon seinen inneren Abschied vom irdischen Leben 
		genommen. Als er starb, war er mit seinem Herzen längst woanders.