Elders-Boll, Artur
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		Finanzfachmann aus Winnekendonk | * 1940
		
		
Es 
		gibt in der katholischen Kirche ein ungeschriebenes Gesetz, an das sich 
		alle klugen Pastöre halten: Den Finanzkram überlasse man jenen, die was 
		davon verstehen. So ist St. Urbanus Winnekendonk zu Artur Elders-Boll 
		gekommen.
		
		Mit seinem Herrschaftswissen über die Geheimnisse von Wirtschaft und 
		Finanzen wirkte er viele Jahre für Vater Staat, dann ließ er den 
		öffentlichen Dienst hinter sich und ging in die freie Wirtschaft. 
		Derweil blieb Artur Elders-Boll, ein gebürtiger Winnekendonker, im 
		kirchlichen und gesellschaftlichen Leben des Dorfs aktiv. 
		
		Zu seinem Markenzeichen zählt das Lächeln, das er gern zeigt und selbst 
		dann kaum vergisst, wenn seine innere Spannungskurve steigt und er 
		sagen muss, wo’s lang geht.
		
		1940 wurde Artur auf dem Hengstenhof in Winnekendonk als viertes Kind 
		geboren. Er besuchte die Volksschulen im Achterhoek und in Winnekendonk, 
		machte 1961 sein Abitur am Gymnasium in Kevelaer und begann im selben 
		Jahr seine Ausbildung im Finanzamt Geldern und damit im gehobenen Dienst 
		der Finanzverwaltung Nordrhein-Westfalen. Als Diplom-Finanzwirt 
		wechselte er zur Großbetriebsprüfungsstelle Krefeld und wurde Fachprüfer 
		für Städte und deren Eigenbetriebe. 
		
		Vier Jahre später - 1965 - heiratete er Hanna Gooßens. 1967 war das 
		Eigenheim am Plockhorstweg fertig. Die beiden wurden Eltern von Harald 
		und Rita. 1972 trat Artur Elders-Boll in die CDU ein.
		
		Da hatte er längst eine Mammutaufgabe übernommen: 1966 war er in die 
		ehrenamtliche Verwaltungsleitung des St.-Katharinenhauses in 
		Winnekendonk eingestiegen und hatte seine Arbeit als ehrenamtlicher 
		Rendant von St. Urbanus Winnekendonk aufgenommen. 
		
		Ab 1975 wurde er als Fachprüfer für Energieversorgungsunternehmen in der 
		Konzernbetriebsprüfungsstelle Düsseldorf (Finanzverwaltung) eingesetzt.
		
		Trotz der Belastung übernahm er 1978 weitere ehrenamtliche Aufgaben: Er 
		wurde Mitglied der Bischöflichen Kommission für die Reform des 
		Haushalts- und Kassenrechts und der Schlüsselzuweisungs-Verordnung der 
		Diözesankirchensteuer und 1980 Beauftragter des Kirchenvorstands und 
		Mitglied des Koordinierungsausschusses der 20 angeschlossenen 
		Kirchengemeinden im Dekanat Goch (nach Gründung der Zentralrendantur 
		Goch).
		
		1988 wechselte Artur Elders-Boll in die freie Wirtschaft und wurde 
		kaufmännischer Direktor der Energieversorgung Oberhausen AG und der 
		Stadtwerke Oberhausen AG. 
		
		Weitere Ehrenämter folgten: 1988 Schatzmeister des Fördervereins des 
		St.-Elisabeth-Krankenhauses Oberhausen (bis 1997) und stellvertretendes 
		Mitglied des Ausschusses Gesundheit und Soziales des Kreises Kleve (bis 
		1993).
		
		In der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre kam es zu einem tiefen Einschnitt 
		im Leben von Artur Elders-Boll. Er erkrankte so schwer, dass er 1997 
		vorzeitig in Pension gehen musste.
		
		Langsam erholte er sich und reihte sich spätestens 1999 wieder ins 
		dörfliche Gemeinschaftsleben ein. Er wurde Kassenwart des Trägervereins 
		für die
		
		öffentliche Begegnungsstätte in Winnekendonk und - 2000 - 
		Trägervertreter im Verband der Katholischen Tageseinrichtungen für 
		Kinder im Kreisdekanat Goch. 
		
		Im Jahr 2001 verabschiedete sich Artur Elders-Boll aus dem 
		„Winnekendonker Kirchendienst“, den er „zur größeren Ehre Gottes“ getan 
		hatte. Pastor Klaus Wittke ließ in seiner Laudatio Zahlen sprechen. 
		Unter vier Pastören hatte Elders-Boll gewirkt. Fünf Oberinnen des 
		Katharinenhauses, dessen Verwaltungsleiter er 29 Jahre gewesen war, 
		hatte er begleitet. „Was sich dort getan hat, beschreibt die Zahl der 
		Mitarbeiterinnen: von acht Ordensfrauen und vier Angestellten in den 
		60er-Jahren hin zu mehr als 50 Angestellten heute“, erläuterte Wittke 
		2001 die Entwicklung. Sechs emeritierte Pastöre und sieben 
		Kindergartenleiterinnen lernten Elders-Boll kennen. 300 
		Kirchenvorstandssitzungen füllten 1.050 Seiten im Protokollbuch, 
		vermutlich einzig in der Weltkirche...
		
		Mit Humor und Versiertheit habe Elders-Boll die Geschicke der 
		Kirchengemeinde gelenkt, Geldquellen ergründet, die viele Projekte 
		Realität werden ließen. „An dem Geschaffenen bleibt seine Handschrift 
		erkennbar“, sagte Wittke.
		
		So erreichte Artur Elders-Boll, dass das Katharinenhaus durch die neue 
		Trägerschaft des Caritasverbands Geldern-Kevelaer zukunftsfähig wurde.
		
		
		
		
		Artur Elders-Boll (2.v.l.) mit Frau Hanna und Franz-Josef Drißen (†) 
		beim Papstbesuch am 2. Mai 1987.
		
		Ein weiteres Engagement leistet er seit dem 1. Januar 2011: Er ist 
		Mitglied im Verein KKV Unitas Kevelaer und seit dem zweiten 
		Adventssonntag 2011 - was auch sonst - Kassenwart. Allerdings will er 
		irgendwann kürzer treten. "Jüngere Mitglieder sind gefragt, 
		Verantwortung zu übernehmen", sagt er und ist stolz auf eine Zahl. "Von 
		2011 bis heute haben wir 23 Mitglieder gewonnen, so dass der KKV 
		Kevelaer zurzeit 53 Mitglieder hat. Wir sind damit zukunftsfähig." 
		
		Dieses jüngste ehrenamtliche Engagement war noch nicht bekannt, als 
		Artur Elders-Boll für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, das sich 
		offenkundig noch vergrößert…
		
		Es kam das Jahr 2004 und mit ihm ein Brief. „Zuerst dachte ich: Oh je, 
		wieder ein Knöllchen“, erzählte Artur Elders-Boll einmal lächelnd. Der 
		Inhalt war ersprießlicher – eine Ankündigung: Er sollte mit dem 
		Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt werden. 
		
		Elders-Boll, für den Ehrenamt gelebte Nächstenliebe ist, nahm es in 
		Empfang und dachte es sich für andere Personen. 
		
		„Es steht eigentlich meiner Familie zu, die mir den Rücken für mein 
		Hobby ‘Ehrenamt’ frei gehalten hat“, sagte er. In die Winnekendonker 
		Begegnungsstätte hatte er rund 90 Menschen eingeladen, die ihn in seinem 
		Leben begleitet hatten. 
		
		Landrat Rudolf Kersting sagte, der Ausgezeichnete habe in 34 Jahren als 
		rechte Hand und Finanzverwalter sein enormes Wissen um wirtschaftliche 
		Zusammenhänge genutzt und mit Engagement, Weitblick und Stehvermögen so 
		viel gearbeitet, dass der Einsatz reif für das Guiness-Buch der Rekorde 
		sei. 
		
		Bürgermeister 
Heinz 
		Paal hatte Artur Elders-Boll mehr als 25 Jahre zuvor kennen gelernt. 
		Es ging um Grundstücksangelegenheiten der Kirche. Paal hatte läuten 
		gehört, die Verhandlungen führe Elders-Boll, und er, Paal, habe sich 
		gefragt, ob das eine Drohung sei. „Meine Besorgnis war unbegründet, ich 
		habe diesen Mann als sachkundigen, fairen und verlässlichen 
		Gesprächspartner erlebt.“ 
		
		Ortsvorsteher
		
Hansgerd 
		Kronenberg schenkte dem Ausgezeichneten eine Kopie des Berliner 
		Bundesgolds im Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“. Heinz 
		Platzer hatte den Riesentaler aus Zartbitter gegossen und mit essbarem 
		Gold verziert. 
		
		Artur Elders-Boll bedankte sich mit einem Wort von Konrad Adenauer: 
		Talente, Freude und Begeisterung siegten, wenn die Gerechtigkeit ihren 
		guten Tag habe. Er dankte dem ‘lieben Gott’ für das ihm gegebene 
		Vermögen und seiner Familie für ihre Unterstützung. 
		
		Er beließ es nicht bei den Lobesworten der anderen. Er entschuldigte 
		sich bei denen, die er in seinem Eifer verletzt oder unfair behandelt 
		hatte. 
		
		Typisch Elders-Boll. Und ebenso typisch wie ein kleines Detail in dem 
		Lebenslauf, den er dem KB einmal auf Wunsch zugeschickt hatte. Er gab 
		darin sein Taufdatum an. Das hatte noch nie jemand gemacht. 
		
		

		Artur Elders-Boll 1993 (l.) mit Willi Dicks (
†).