Pofalla, Ronald
		►
		Kanzleramtsminister a. D. | Ehrenvorsitzender der CDU im Kreis Kleve |
  
		* 1959
		
		
Der 
		gebürtige Weezer, Sohn einer Arbeiterfamilie, wechselte nach der 
		Mittleren Reife (1975) zur Fachoberschule für Sozialpädagogik in Kleve, 
		erwarb die Fachhochschulreife und studierte Sozialpädagogik an der 
		Fachhochschule Düsseldorf (bis 1981).
		
		Unterdessen engagierte er sich in der DLRG Weeze und beim THW in 
		Geldern, wo er als Feldkoch und Sprechfunker eingesetzt wurde.
		
		Seit 1975 in der CDU, machte Ronald Pofalla schon als Schüler von sich 
		Reden, indem er die Redaktion der Gelderner "Rheinischen Post", die 
		damals 
Martin Willing 
		leitete, mit häufigen Leserbriefen nervte. Aber spätestens 1979 war 
		diese Phase des jugendlichen, aufmüpfigen CDU-Politikers vorbei: Ronald 
		Pofalla wurde zum Fraktionsvorsitzenden der CDU im Gemeinderat Weeze 
		gewählt. Da war er gerade 20.
		
		1981 schloss Pofalla sein Studium als Diplom-Sozialpädagoge ab und 
		wechselte zur Rechtswissenschaft an der Universität Köln, an der er 1987 
		sein erstes juristisches Staatsexamen ablegte. Während des 
		Doppelstudiums hatte er an seiner politischen Karriere gefeilt. 1983 war 
		er Kreisvorsitzender der Jungen Union geworden, 1986 Landesvorsitzender 
		der JU in Nordrhein-Westfalen. 
		
		

1988 
		begann er den Abschluss seiner juristischen Ausbildung als 
		Rechtsreferendar am Landgericht Kleve und bestand 1991 sein zweites 
		juristisches Staatsexamen.
		
		
Ronald Pofalla (1991).
		
		Da saß er bereits seit einem Jahr im Bundestag. Mit Hilfe seiner 
		Jungen-Union-Hausmacht hatte sich Pofalla eine gute Platzierung auf der 
		Landesliste verschafft und vertrat einen Ruhrgebiets-Wahlkreis, zu dem 
		er wenig Beziehung hatte - für Pofalla eine geplante Zwischenstation.
		
		Während er seine Position in der CDU ständig ausbaute - bereits Anfang 
		der 1990er-Jahre saß er im Vorstand der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und 
		1992 übernahm er den Vorsitz der Karl-Arnold-Stiftung -, sicherte er 
		seine berufliche und politische Karriere ab. 
		
		Ronald Pofalla 1996 in Kevelaer zu Gesprächen über das
		Marienhospital (v.l.): 
		Staddtdirektor Heinz Paal, 
		Kuratoriumsvorsitzender Aloys van Doornick, MdB Ronald Pofalla und 
		Bürgermeister Dr. Friedrich 
		Börgers.
		
		
Zum 
		einen trat er 1993 als Rechtsanwalt in die Anwaltssozietät 
		Holthoff-Pförtner und Partner (Essen) ein, die später Helmut Kohl 
		verteidigen sollte, zum anderen pflegte er seine heimatlichen Wurzeln im 
		Kreis Kleve, wo er ab 1991 als Nachfolger von
		
Peter Roosen (Kevelaer) 
		Kreisparteichef der CDU war.
		
		
Ronald Pofalla (1992).
		
		1993 bestand für die meisten CDU-Delegierten im Kreis Kleve kein 
		Zweifel, dass Pofalla und nicht mehr der Bundestagsabgeordnete
		
Heinz Seesing 1994 als 
		Direktkandidat antreten sollte. - Ronald Pofalla gewann das Direktmandat 
		bei der Bundestagswahl 1994 souverän. 
		
		

Im 
		Jahr darauf wurde er Mitglied im Vorstand der Konrad-Adenauer-Stiftung, 
		1996 Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion in der neu gebildeten 
		Enquete-Kommission "Sog. Sekten und Psychogruppen" und 1998 Obmann im 
		Rechtsausschuss.
		
		
Ronald Pofalla (1993).
		
		2000 trat ein erster Höhepunkt in Pofallas Laufbahn als Politiker ein. 
		Jürgen Rüttgers nahm ihn in sein "Schatten-Kabinett" für die Position 
		eines Innen- oder Justizministers in Nordrhein-Westfalen. Daraus wurde 
		nichts, und Pofalla konzentrierte sich wieder ganz auf die 
		Bundespolitik. 
		
		

Im 
		selben Jahr machten ihn die Medien zu einem der bekanntesten Politiker 
		in Deutschland, indem sie über die Durchsuchung seiner Wohnungen und 
		Büros durch Steuerfahnder berichteten. Pofalla, der sich zu Unrecht 
		verfolgt fühlte, kämpfte mit juristischen Mitteln gegen die ebenso 
		spektakuläre wie rufschädigende Aktion der NRW-Steuerbehörden und 
		erreichte schließlich, dass sie für illegal erklärt wurde.
		
		
Ronald Pofalla (2001).
		
		2002 wählte ihn die CDU-Bundestagsfraktion zu ihrem Justiziar, wodurch 
		Pofalla zum ersten Mal in den engsten Führungszirkel um 
		Fraktionsvorsitzende Angela Merkel vorstieß. Zwei Jahre danach wurde er 
		stellvertretender Vorsitzender der Bundestagsfraktion (zuständig für 
		Wirtschaft) zusammen mit Michael Meister (zuständig für Finanzen). 2005 
		erklomm er sein bisher höchstes Amt - das des Generalsekretärs der CDU 
		Deutschland.
		
		

Pofalla 
		war gerade mal 48, als ihn die CDU-Kreispartei 2007 zu ihrem 
		Ehrenvorsitzenden ernannte. Für Kanzlerin Angela Merkel war er 
		inzwischen einer der wichtigsten Vertrauten geworden. Sie holte ihn 2009 
		in die unmittelbare Macht-Schaltzentrale und berief ihn zum 
		Kanzleramtsminister.
		
		
Ronald Pofalla (2004).
		
		Die "Pöbel-Affäre", bei der Pofalla den CDU-Abweichler Wolfgang Bosbach 
		in der Frage des Euro-Rettungsschirms für Griechenland mit unerlaubten 
		Ausdrücken belegte, kostete den Kanzleramtsminister viele 
		Sympathiepunkte in der Bevölkerung. Die "Pöbel-Affäre" konnte Pofalla 
		mit einer Entschuldigung beenden.
		
		Anders als der unglücklich operierende
		
Dr. Jochen van Aerssen 
		(Kevelaer), der als Vor-Vorgänger von Pofalla im Wahlkreis Kleve die 
		Bodenhaftung verloren und schließlich alles verloren hatte, 
		vernachlässigte Pofalla trotz seiner beruflichen Pflichten in Berlin nie 
		die Pflege der heimatlichen Wurzeln. So gab es im Sommer 2012 keinen 
		Zweifel, dass er erneut zum Bundestagskandidaten der Kreis Klever CDU 
		nominiert werden würde.
		
		
Zur großen Überraschung der deutschen Öffentlichkeit 
		erklärte Ronald Pofalla nach Abschluss der Verhandlungen zur Großen 
		Koalition nach der Bundestagswahl im Herbst 2013, kein Regierungsamt 
		übernehmen zu wollen. Er ziehe sich aus der ersten Reihe zurück, werde 
		sich seinem Privatleben widmen, heiraten und eine Familie gründen. 
		Kanzlerin Angela Merkel, mit der sich Pofalla bestens verstand, konnte 
		ihn nicht umstimmen.
		
		

Die 
		neue Frau an seiner Seite heißt Nina Hebisch (Jg. 1981) und ist 
		selbstständige Rechtsanwältin in einer Dinslakener Kanzlei. 
		
		
Nina Hebisch.
		
		Als engagiertes Mitglied der CDU kümmert sie sich besonders um den Raum 
		Oberhausen, ihren Geburtsort.
		
		Pofalla ist zweimal geschieden (im März 2013 hatte er sich von seiner 
		zweiten Ehefrau Britta, ebenfalls Rechtsanwältin, getrennt).
		
		
Unmittelbar nach dem Jahreswechsel wurde bekannt, dass statt des 
		Rückzugs ins Private eine neue Aufgabe in der Wirtschaft auf Ronald 
		Pofalla warten könnte. In den Medien wurde berichtet, Pofalla werde 
		möglicherweise zur Bahn wechseln und dort im Bahn-Vorstand Cheflobbyist 
		werden - mit einer Besoldung von ein bis zwei Millionen Euro im Jahr. 
		Weil ein Satire-Magazin diese Nachricht vordatiert hatte, entstand in 
		der deutschen Medienlandschaft der falsche Eindruck, als seien die 
		Zeitungen und Nachrichtenagenturen auf eine Satire hereingefallen.
		
		Kaum war die Nachricht auf dem Markt, entzündete sich an dem (zunächst 
		nicht bestätigten) Wechsel zur Bahn heftige Kritik.  
		
		Pofalla solle, so hieß es, im Bahn-Vorstand ein für ihn geschaffenes Ressort 
		für langfristige 
		Unternehmensstrategie und Kontakte zur Politik übernehmen. 
		
		Bei einem Wechsel in den Vorstand der Deutschen Bahn werde der Weezer 
		wohl sein Bundestagsmandat niederlegen, wurde spekuliert. Sein Kreis 
		Klever Wahlkreis wäre dann bis zur Bundestagswahl 2017 ohne einen 
		CDU-Abgeordneten. Denn für ihn nachrücken würde ein Dortmunder. 
		
		
		
Infolgedessen 
		kühlte sich 
		das Verhältnis zwischen dem Langzeit-Abgeordneten Pofalla und seinem 
		CDU-Kreisverband Kleve deutlich ab.
		
		
Dr. Günther Bergmann: ging auf Distanz zu Ronald Pofalla.
		
		Kreisparteichef Dr. Günther Bergmann ging zunehmend auf Distanz zu 
		Pofalla. Bergmann fühlte sich übergangen. Der Kreisvorstand habe nur durch die Medien von 
		den Plänen des 
		ehemaligen Kanzleramtsministers erfahren. 
		
		
		
Pofalla, dem Ehrenvorsitzenden des CDU-Kreisverbands Kleve, wurde nun 
		vorgehalten, was er im September 2013 auf seiner persönlichen Homepage 
		im Internet verkündet hatte:
		
		
Pofallas Versprechen vom September 2013 (siehe Pfeil) galt nicht 
		mehr.
		
		► "Für das tolle Ergebnis der CDU bei der Bundestagswahl bedanke ich 
		mich bei allen Wählerinnen und Wählern im Kreis Kleve sehr herzlich. Mit 
		bundesweit 41,5 Prozent hat die Union ein hervorragendes Ergebnis 
		erzielt. 
		
		Besonders freue ich mich darüber, in meinen Wahlkreis mit 50,92 Prozent 
		das beste Ergebnis in meiner Zeit als direkt gewählter 
		Bundestagsabgeordneter des Kreises Kleve überhaupt erreicht zu haben. 
		Mein besonderer Dank gilt vor allem den Freunden der CDU im Kreis Kleve. 
		Sie haben einen klasse Wahlkampf geführt und mir immer tatkräftig und 
		vertrauensvoll zur Seite gestanden. Politik ist ein Mannschaftssport: 
		Ohne diese tolle Unterstützung und das außergewöhnliche Engagement wäre 
		dieser große Erfolg nicht möglich gewesen. Die CDU im Kreis Kleve ist 
		eine starke Truppe! 
		
		Ich freue mich sehr, auch zukünftig die Belange der Bürger im Kreis 
		Kleve in Berlin vertreten zu dürfen."
		
		
Soweit Pofallas Homepage-Zitat.
		
		Was der Abgeordnete damals erklärt hatte, galt ja nun offenkundig nicht 
		mehr. Viele CDU-Mitglieder fühlten sich von den weiteren Entwicklungen 
		in der 
Causa Pofalla brüskiert - erst recht durch Pofallas 
		Absage für die Teilnahme an einer Klausurtagung des Kreisvorstands, die 
		am 9. Januar 2014 bekannt wurde. 
		
		Unterdessen wurde in Medien 
		spekuliert, ob der umstrittene Wechsel Pofallas zur Bahn erst im Jahr 
		2015 wirksam werden könnte: Dann könnte ein Vorstandsposten für 
		Regierungskontakte eingerichtet und mit Pofalla besetzt werden.
		
		Ende Januar 2014 war der Ärger über Pofallas "Abtauchen" noch nicht 
		verraucht. Der Vorstand des CDU-Bezirksverbands Niederrhein, dem Pofalla 
		seit 14 Jahren vorsitzt,  terminierte für 
		Freitag, 24.1.2014, eine Sitzung in Moers. Trotzig und auch etwas 
		naiv ließ der Rest-Vorstand verkünden: 
		
*
		
			
				| Der Vorstand erwartet bei dieser Gelegenheit eine Erklärung 
				von Ex-Kanzler-amtsminister Ronald Pofalla (CDU) zu dessen 
				politischer Zukunft. | 
			
		
		*
		Ronald Pofalla erschien zwar tatsächlich zur Sitzung des CDU-Bezirksvorstands 
		Niederrhein in Moers. Aber es fiel kein "öffentlicher Pofalla-Ton".
		
		
		
		
		Pofallas Besuch des 
		Freibads Kevelaer 2013 (Bildergalerie: 16 Fotos)
		