Vorfeld, 
		Johann
		►
		Goldschmied in Kevelaer und Hofgoldschmied im Vatikan
 
		| * 1875 | † 1964
		
		
Johann 
		Vorfeld war einer der bedeutendsten Goldschmiede in der Wallfahrtsstadt. 
		Nach seiner Ausbildung im Atelier
		
		Franz-Wilhelm van den Wyenbergh in Kevelaer, zudem in Köln, Paris 
		und München betrieb er Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Stand eine 
		erfolgreiche Goldschmiede in der Marienstadt und gewann bei 
		Gewerbeausstellungen zahlreiche Preise. 
		
		1904 schrieb ein KB-Redakteur: „Als uns vor einigen Tagen die 
		Gelegenheit geboten wurde, das Atelier eines hiesigen Goldschmiedes, des 
		Herrn Johann Vorfeld, zu besichtigen, waren wir erstaunt über die 
		musterhaften, in jeder Beziehung tadellosen und ein entschieden 
		hervorragendes Talent verratenden Leistungen des jungen Künstlers. Vor 
		allem waren es zwei Kelche, die unser Augenmerk auf sich lenkten und 
		deren geschickte Ausführung dem begabten Künstler alle Ehre machen.“
		
		
		
		
		Das Foto zeigt Johann Vorfeld (3.v.r.) im Atelier van den Wyenbergh. 
		In Kevelaer bekannter sind in der Mitte sitzend Meister Franz-Wilhelm van 
		den Wyenbergh, Viktor Hünnekens (2.v.l.), Ludwig Freudenhammer sen. 
		(hinter der Papierrolle) und Heinrich Hell (4.v.r.) – Quelle: Peter 
		Lingens „Vom Historismus zur Moderne“
		
		Eines seiner Werke befindet sich im Vatikan. Vorfeld hatte eine in 
		Silber getriebene Büste von Papst Leo IX. geschaffen. Papst Pius X. 
		schenkte sie dem
		
Campo 
		Santo Teutonico. Darüber berichtete das KB im Jahr 1910, nachdem 
		Papst Pius X. den Kevelaerer Künstler zum päpstlichen Hofgoldschmied 
		ernannt hatte - "mit der Berechtigung, das Wappen Sr. Heiligkeit zu 
		führen". Die 80 Zentimeter hohe Büste wird als Reliquiar benutzt.
		
		In diesem Zusammenhang informierte das KB über ein weiteres Werk. Johann 
		Vorfeld arbeitete „augenblicklich an einem Metallaltar für die demnächst 
		einzuweihende ‚Maria Heimgang‘-Kirche in Jerusalem.“ Gemeint war die 
		weltberühmte Dormitio-Abtei auf dem Berg Zion.
		
		

Vorfeld 
		selbst hielt zu diesem Gewerk fest: "Daß mir in diesem Fall ungemein 
		daran liegt, den Auftrag zu bekommen, bedarf keiner Fragen und werde ich 
		alles aufbieten, um eine in jeder Beziehung einwandfreie Arbeit zu 
		liefern." Als Bedingung war festgesetzt, dass der Altar für die Dormitio 
		bis zum Frühjahr 1910 fertig gestellt sein musste. Die Einweihung war 
		für den 29. März vorgesehen.
		
		
Die Johannes-Kapelle in der Jerusalemer Dormitio-Abtei mit dem 
		Altaraufsatz von Johann Vorfeld – Quelle: Heimatkalender 2010.
		
		Im Heimatkalender 2010 heißt es in einem Beitrag zum Thema: "Dies 
		bedeutete für den jungen Goldschmied ein Arbeiten unter enormem 
		Zeitdruck. Dass Vorfeld genau wusste, was für ihn auf dem Spiel stand, 
		zeigen seine Versuche, den Altaraufsatz persönlich vor der Verschiffung 
		in Berlin dem Kaiser zu präsentieren; der Vorschlag dazu stammte von dem 
		Grafen von und zu Hoensbroech, der sich bei einem Atelierbesuch in allen 
		möglichen Tonarten lobend über den Altaraufsatz geäußert hatte." 
		
		Der Tabernakel des nicht erhaltenen Johannes-Altars war von Vorfeld mit 
		einem Kreuz gekrönt worden und zeigte die Taufe Jesu durch Johannes im 
		Jordan, flankiert von Darstellungen des Bußpredigers Johannes und der 
		Enthauptung des Johannes. Die Modelle zu den Figuren hatte der ebenfalls 
		aus Kevelaer stammende Bildhauer August Dierkes (1868 - 1934) 
		geschaffen. 
		
		Den größten Teil der Ausstattung steuerten damals deutsche Künstler und 
		Kunsthandwerker nach und nach bis in die 1920er-Jahre bei. Auch 
		Kirchenmaler 
		Friedrich Stummel (1850 - 1919) war mit von der Partie.
		
		Peter Lingens berichtet in seinem Werk Kirchenmaler vom Niederrhein: 
		"Johann Vorfeld war zu Beginn des [vergangenen] Jahrhunderts einer der 
		bekanntesten und gefeiertsten Goldschmiede des Rheinlandes."
		
		Er habe "mit dem bedeutenden, in Köln ansässigen Goldschmied Ernst 
		Riegel (1871 - 1939) zusammengearbeitet. Seinem Bruder Josef half er um 
		1911 beim Aufbau einer kunstgewerblichen Prägeanstalt und schuf Modelle 
		für Medaillen, die er auch selbst prägte."
		
		Johann Vorfeld und sein Bruder Heinrich, ebenfalls Goldschmied, standen 
		dem progressiven Kölner Institut für religiöse Kunst nahe; es hatte im 
		ersten Viertel des 19. Jahrhunderts eine Reform des sakralen 
		Kunsthandwerks eingeleitet.
		
		1930 zwangen Johann Vorfeld private und finanzielle Probleme zur Aufgabe 
		seines Geschäfts; ähnlich erging es wohl wenig später seinem überwiegend 
		in Köln tätigen Bruder Heinrich (1883 - 1966). 
		
		Johann Vorfeld muss sich erholt haben, denn 1959 heißt es in einem 
		zeitgenössischen Text über Vorfeld, der inzwischen Ehrenvorsitzender des 
		von ihm mitgegründeten Vereins für Heimatschutz war (siehe Text über
		
Carl Schumacher 
		in dieser KB-Ausgabe): Der Goldschmied, damals 85 Jahre alt, sei geistig 
		frisch und humorvoll. "Sein Gedächtnis ist einzigartig, seine Liebe zur 
		Heimat und zu den tausendfältigen Dokumenten des niederrheinischen 
		Volkslebens unerschöpflich." Sein Spitzname sei Onkel Schani.
		
		Johann Vorfeld starb 1964 im 90. Lebensjahr und hinterließ seine Frau 
		Johanna geb. Croonenbroeck, seine Tochter Wwe. Änne Franzen, seine 
		Tochter Hedwig de Fries und ihren Mann Franz sowie Enkelkinder.