Biesemann, 
		Astrid
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		Nominiert für den Marketingpreis 2013
		
		Laudatio auf Astrid Biesemann, gehalten von Bernd Pool am 
		20.11.2013:
		
		
		
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		"Sie haben einen guten Geschmack – Sie sollten ein Geschäft 
		eröffnen“, war die Aussage einer Patientin, die letzten Endes die 
		Initialzündung für einen Erfolgskurs sein sollte.
		
		Wir gehen zurück in das Jahr 1953, wir gehen nach Sachsen-Anhalt, nach 
		Wernigerode genauer gesagt. Es ist kein Einzelschicksal. Es trifft Viele 
		– die Bauernflucht aus den Gebieten der ehemaligen DDR. Nach den 
		Kriegsjahren und der allgemeinen Not, die ganz persönliche Hilflosigkeit 
		– das Zurücklassen der Höfe und damit auch der Heimat. Nach der Ankunft 
		in Weeze galt es, in einer fremden Umgebung Fuß zu fassen. Anzukommen. 
		Der Blick ging nach vorne in eine Zeit, die versprach, nicht immer ganz 
		leicht zu sein. Bedingt durch die allgemeine Personalnot war der Anfang 
		im Krankenhaus in Weeze im Pflegedienst gemacht.
		
		„Ich selbst war da noch nicht geboren – mein Bruder gerade einmal ein 
		halbes Jahr alt“, sagt die heutige Geschäftsinhaberin mit anerkennendem 
		Stolz für ihre Familie. „Sie haben einen guten Geschmack – Sie sollten 
		ein Geschäft eröffnen“ – so eine Patientin, die wohl den Nagel auf den 
		Kopf getroffen hat und vielleicht damals den Anstoß gab.
		
		Ein Geschäftslokal in Kleve stand zur Übergabe. Also sagte man spontan 
		zu. Darauf folgte unmittelbar der erste Messebesuch und Einkauf. Aber, 
		was folgte? Erneutes Pech – oder wohl eher Glück für Kevelaer. Das 
		Klever Unternehmen nahm Abstand von den Übergabegedanken und die junge 
		Unternehmerin stand – noch bevor sie starten konnte – mit Ware, aber 
		ohne Ladenlokal sprichwörtlich „auf der Straße“. Doch der erste Schritt 
		war getan – die Ware war vorhanden. Wieder hieß es: „Blick nach vorne!“
		
		In einem Ladenlokal in der Amsterdamer Straße in Kevelaer fand die 
		Unternehmerin in spe eine Anstellung und zwar mit einer 
		Zusatzvereinbarung: Abverkauf ihrer eigenen Ware wird ihr ausdrücklich 
		gestattet. Aber an ein Aufatmen war nicht zu denken – weit gefehlt. Den 
		Geschäftsinhabern nahm der Verkauf der mitgebrachten Ware zu viel Zeit 
		und Platz ein. Galt es doch, verständlicherweise, eigene Umsätze zu 
		erzielen. Es erfolgte der Umzug in die Busmannstraße in eigene, zunächst 
		noch gemietete, Räumlichkeiten – der Sprung in die Selbstständigkeit war 
		endgültig geschafft.
		
		In Kevelaer, meine Damen und Herren, besitzt der inhabergeführte 
		Facheinzelhandel eine beeindruckende Bedeutung. Und das in nahezu allen 
		Branchen: von der Goldschmiede bis zur Bäckerei, von der Galerie bis zum 
		Modefachgeschäft. Hier ist der Kunde wahrlich noch König. Und er liefert 
		dem Kevelaerer Einzelhandel durch seinen Zuspruch den Nachweis, dass 
		auch oder gerade in Zeiten des Internet-Einkaufs die qualifizierte 
		Beratung durch Nichts zu ersetzen ist. Diese Erkenntnisse sind für 
		Kevelaer nicht neu – ist das inhabergeführte Fachgeschäft auch bei uns 
		leider in vielen Bereichen nicht mehr vorhanden – bietet Kevelaer im 
		Vergleich mit anderen Städten immer noch einen großen Anteil dieser 
		„Königsklasse des Einzelhandels“– und bleibt auch dadurch bis heute 
		unverwechselbar.
		
		Zurück zu unserem nominierten Unternehmen für den 
		Marketing-Preis-Kevelaer 2013. „Unverwechselbar“ steht hier nicht nur 
		für den Standort Kevelaer sondern auch in besonderer Weise für dieses 
		seit dem 13.11.1961 inhabergeführte Fachgeschäft. Der „Tante Emma-Laden“ 
		für Geschenkartikel – er führte von Anfang an auch immer bereits das 
		Besondere. Die ersten Handtaschen und Dirndl, exklusiv, ausgefallen, 
		besonders. Manschettenknöpfe, die man hier nicht vermutete, die aber zum 
		Hingucker wurden und die es anderswo so nicht gab. Immer wieder 
		Angebote, die das Augenmerk der Betrachter auf sich zogen. Es gab nicht 
		alles, aber es gab vielfältige Produkte – und neben Geschenkartikeln 
		hielten auch immer mehr Kleidung und Trachten Einzug. Das 
		Unübersichtliche wurde zum Markenzeichen, ließ den Kunden sich 
		wohlfühlen, eintauchen in eine eigene Welt. „Das Wohlfühlen, das 
		Ankommen, das gute Gefühl, die persönliche Beratung – und vor allem Ruhe 
		und Zeit – das ist auch heute das Wichtigste für uns und unsere Kunden“, 
		so die heutige Geschäftsinhaberin Astrid Biesemann, die nach dem Tod 
		ihrer Mutter am 02.01.2002 von der Tochter im Angestelltenverhältnis zur 
		Inhaberin und Chefin wurde.
		
		Zurückblickend und mit dem notwendigen zeitlichen Abstand sagt die 
		Tochter liebevoll von ihrer Mutter: „So war sie halt – Geschäftsfrau 
		durch und durch, das Todesdatum wie gewählt zum Jahresabschluss und zur 
		Euro-Umstellung. Ich wurde Chefin von heute auf morgen – aber ich war 
		durch meine Mutter gut vorbereitet. Nach und nach ließ sie mir mehr 
		Freiraum – konnte ich hineinwachsen in unser Geschäft.“
		
		Astrid Biesemann startete durch. Umbau des Ladenlokals an der 
		Busmannstraße, die Linien wurden klar, die Ausstattung hochwertig – das 
		Sortiment aus den frühen Jahren der Geschäftsgründung ohnehin bereits 
		reduziert – begrenzt sich jetzt auf das, was der Name verspricht: 
		Landhausmode Astrid Biesemann.
		
		„Als ich das Geschäft 2002 übernommen habe, gab es in 
		Nordrhein-Westfalen noch 350 Geschäfte mit einem ähnlichen Sortiment. 
		Heute sind wir im weiten Umkreis alleine“, so Astrid Biesemann weiter. 
		Früher trug man Trachten und Landhausmode ab einem gewissen Alter. Es 
		war die traditionelle Kleidung nach festen Regeln. Hosen oder gar Jeans 
		undenkbar. Gediegen; für die gestandene Frau oder die Dame in besten 
		Jahren. Heute ist das völlig anders. „Zu unseren Kunden gehören Mädchen 
		ab einem Alter von etwa 15 Jahren, die ihr erstes Dirndl mit viel Zeit 
		und Liebe aussuchen. Gleichermaßen besucht uns auch die Dame mit 90 
		Jahren, die sich „noch einmal“ etwas Gutes gönnen möchte und für einen 
		besonderen Anlass Besonderes sucht“, so Astrid Biesemann.
		
		„Ihr fühlt Euch hier wie Pretty Woman“, äußerte sich kürzlich eine ganz 
		junge Kundin begeistert zu ihren Freundinnen. Ein Kompliment, das einmal 
		mehr bestätigt: Das Konzept geht auf. Das Ausprobieren, die 
		Unterstützung bei der Anprobe, das finden, was zum Alter und zum Typ 
		passt und worin man sich wohl fühlt, was einen selbst strahlen lässt. 
		Das begeistert vor allem die jungen und ganz jungen Kunden. „Und wenn 
		sich diese Kunden mit Handschlag verabschieden und beim Danke-Sagen 
		strahlen, dann wissen wir, dass wir alles richtig gemacht haben und neue 
		Freunde gefunden haben.“
		
		„Die Kundschaft nicht aus dem Auge zu verlieren, den Blick für die 
		Zukunft haben, den Kundenservice pflegen ist das Eine. Herzblut und 
		Spontaneität; das tun, was uns zum Ziel bringt, ist das Andere“, so die 
		Philosophie von Landhausmode Astrid Biesemann.
		
		Der Kunde ist König, da sind sich Astrid Biesemann und Angestellte Helga 
		Opgenoorth einig. Die langjährige Verkäuferin ist längst nicht mehr 
		„nur“ Angestellte, auch sie ist die gute Seele des Hauses. Landhausmode 
		Astrid Biesemann ist schon lange auch „ihr“ Geschäft. Da ist sich das 
		Duo einig und arbeitet seit Jahren auf Augenhöhe, kundenorientiert mit 
		dem guten Blick für’s Detail, mit Einfühlungsvermögen und vor allem mit 
		einer wohltuenden Ruhe. 
		
		Auch bei Veranstaltungen wie z.B. „Nacht der Trends“ oder „Herbstzauber“ 
		zeigt Astrid Biesemann Flagge für „ihre“ Stadt. Für eine Stadt, die 
		Unternehmer braucht, die spontan und tatkräftig für das Unverwechselbare 
		unserer Stadt einstehen.
		
		Sehr geehrte Frau Biesemann, 
		
		Sie wurden von der diesjährigen Jury nominiert für den 
		Marketing-Preis-Kevelaer 2013.
		
		Herzlichen Glückwunsch!
		
		
		
		Nominiert für den Marketingpreis 2013
		Abels 
			Fleisch- und Wurstwaren (Hans Zimmermann)
		Biesemann, 
		Astrid Landhausmoden in Kevelaer
		Brüggemeier, 
		Burkhard Marketingpreisträger der Stadt im Jahr 2013
		(Gewinner)
		
CHRONIK DES 
		MARKETINGPREISES