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1. August 1635 | Das Kroatenkreuz erinnert an den Überfall
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Weniger 
		als sieben Jahre vor der Audition des
		>
		Hendrik Busmann und der Vision 
		seiner Frau Mechel Schrouse - dem Beginn der Wallfahrt - richteten 
		kroatische Söldner in Kevelaer ein Massaker an. Praktisch alle 
		Einwohner, die nicht geflüchtet waren und Schutz in einer Schanze 
		gesucht hatten, wurden ermordet. 
		
		Während des zwölfjährigen 
		Waffenstillstandes (1609 bis 1621) der verfeindeten Mächte im 
		80-jährigen Krieg hatte sich das Leben in Kevelaer immerhin so 
		normalisiert, dass an die Stelle der St.-Antonius-Kapelle die St. 
		Antonius-Pfarrkirche gebaut werden konnte (1620 vollendet; es handelt 
		sich um jenes Gotteshaus, das heute als Kapelle in die große, neue 
		Pfarrkirche integriert ist).
Das Kroatenkreuz heute mit der umstrittenen zweiten Inschrift (rechts), die von Kritikern als Klitterung der Geschichte bezeichnet wird.
Die 
		Endphase der Spanischen Niederlande war eingeläutet. Nachdem Erzherzog 
		Albert gestorben war, hatte seine Frau Isabella das Amt der 
		Generalstatthalterin übernommen. Mitten im Krieg hatte sie den Bau eines 
		Kanals („Fossa Eugeniana“) begonnen, der den Rhein und die Maas 
		verbinden und dem Handel der Nord-Niederlande das Wasser abgraben 
		sollte. 
		
		Mit Ausnahme der Stadt Geldern war das Oberquartier von den 
		Generalstaaten, den protestantischen Niederlanden, besetzt. Da eilte der 
		Bruder des spanischen Königs Philipp IV., Kardinal Ferdinand, mit einem 
		großen Heer zu Hilfe und vereinigte seine Truppen mit denen des 
		deutschen Kaisers im Kampf gegen die „Holländer“.
		
		Ein Feldherr des Kaisers, Piccolomini, 
		heuerte unter anderem kroatische Söldner an, die sich ihre oft 
		ausbleibende Bezahlung durch Raubzüge in dem Gebiet, das sie zu befreien 
		oder zu schützen hatten, auf eigene Faust besorgten. Die Kroaten wüteten 
		wie Tiere. Sie plünderten Höfe und Wohnsiedlungen aus und massakrierten 
		die schutzlosen Menschen. 
Niemand war vor ihnen sicher, auch nicht die rund 100 Menschen, die sich in die Kevelaerer Holzschanze im Bereich der heutigen Kroatenstraße geflüchtet hatten. Solche Schanzen waren befestigte Schutzräume mit kleineren Wohnräumen. Bei Nettesheim lesen wir:
„Zu Kevelaer lag die 
		Schanze westlich des Dorfes an der Scherreskathe zur Rechten der alten 
		Straße von Walbeck über Kaylaer nach Goch. Das Kirchspiel Wetten hatte 
		zwei Schanzen, von denen eine auf dem rechten Ufer der Twaadt, gegenüber 
		dem Hause Honselaer, lag.“ 
		
		Und: „Die Schanzen in der Umgegend von Geldern waren mit einem breiten 
		Graben und hohem Erdwalle umgeben, ihre Eingänge mit schweren 
		Schlagbäumen versehen. In dieselben flüchteten sich bei einem 
		feindlichen Einfalle die Landbewohner mit ihrem Vieh und ihren sonstigen 
		Habseligkeiten, zu welchem Zwecke man in den Schanzen ein oder mehrere 
		Häuser errichtete. Nicht selten wurden die Schanzen vom Feinde erstürmt, 
		was z. B. im Jahre 1635 bei denen zu Kevelaer, Rheurdt und Winternam der 
		Fall war. Einer Sage nach verteidigten sich die in die Schanze 
		Geflüchteten zuweilen dadurch, daß sie Bienen auf den heranstürmenden 
		Feind warfen.“ 
„Die 
		Schanze zu Kevelaer“, lesen wir weiter bei Nettesheim, „von wo aus man, 
		der Überlieferung nach, auf eine Abteilung vorbeiziehender Kroaten 
		geschossen haben soll, wurde am 1. August 1635 von diesen erstürmt. Alle 
		darin befindlichen Einwohner wurden bis auf drei niedergemetzelt und die 
		Frauen und Kinder in einer Weise mißhandelt, ‘wie Türken und Heiden es 
		nicht schlimmer hätten machen können’“. (Friedrich Nettesheim, 
		Geschichte der Stadt und des Amtes Geldern, Kevelaer 1963 [Neuauflage], 
		S. 186 f, 212.)
		
		Damit war die Kevelaerer Bevölkerung bis auf jene Menschen, die schon 
		vorher geflüchtet waren, so gut wie ausgelöscht. Die späteren Heimkehrer 
		- das können kaum mehr als 100 Menschen gewesen sein - wurden durch die 
		grassierende Pest dezimiert.
 In 
		den wenigen Jahren bis zum Beginn der Wallfahrt stand Kevelaer praktisch 
		vor einem Neubeginn.
		
		Schon im 17. Jahrhundert wurde ein 
		Kreuz errichtet, um an die Ermordung der Menschen in Kevelaer zu 
		erinnern. In das steinerne Kreuz wurde die Inschrift eingemeißelt: 
„Anno 1635 den eersten Avgvstvs alzoo desen dato verklaert, zyn hier op dese schans bie de hondert menschen vermoort. Bit voor de zeelle, op dat godt haer in der eewicheid genadich zyn will.“ (Zitiert nach Dr. Peter Lingens, Unsere Heimat 1/1996.)
Im 19. Jahrhundert galt das Kroatenkreuz zeitweilig als verschollen. Nach Lingens sind die Stelle, an der die Schanze gelegen hatte, und das Kreuz selbst allerdings immer bekannt gewesen:
„Auf der topographischen Karte von Tranchot/Müffling aus den Jahren 1803-1820 ist das Geviert der bewaldeten Schanze am Leybach deutlich zu erkennen. Der Kevelaerer Heimatforscher Ludwig Freudenhammer konnte noch zur Mitte dieses Jahrhunderts [20.] mitteilen, daß die Schanze sogar erst um die Jahrhundertwende zerstört worden sei. Über das Kreuz berichtet Pfarrer > Krickelberg 1842 und 1858, daß es sich ‘5 Minuten südwestlich von der Pfarrkirche; an einem Feldwege’ befand. 1863 schreibt Friedrich Nettesheim, daß es noch ‘gegenwärtig’ an seinem Platz stehe. In einem langen Artikel im ‘Niederrheinischen Geschichtsfreund’ wird 1880 an die Kroatenzeit erinnert und festgestellt, daß das Kreuz den Ort des ‘schrecklichen Blutbades’ bezeichne. Auch Provinzialkonservator Paul Clemen erwähnt das Kreuz 1891 in seinem Denkmälerinventar, und schließlich schreibt > Aenstoots 1899, daß das Kreuz ‘noch jetzt an der alten Stelle’ stehe.“
Im Kävels Bläche vom 21.5.1881 lesen wir:
„Im Interesse der Erhaltung der wenigen noch erhaltenen Denkmäler aus der Vorgeschichte unseres Wallfahrtsortes möchten wir unsere hiesigen Leser darauf aufmerksam machen, daß das sog. Kroatenkreuz am Leutgraben der ‘Scherreskathe’, wahrscheinlich in Folge einer Bodenlockerung durch das winterliche Hochwasser, umgesunken ist. Jedenfalls würden verhältnismäßig geringe Mittel dazu ausreichen, um das Kreuz, am besten an der anderen Seite des Grabens, auf einem Postamente mit solider Unterlage wieder zu errichten.“
In der 
		KB-Ausgabe vom 3.2.1894 wird festgehalten, dass „Chordirector Stanislaus 
		Aenstoots das sog. Croatenkreuz auf seine Kosten neu herrichten lassen 
		wolle und zwar erstens zum Andenken an das 25jährige Priester-Jubiläum 
		dieses verehrten Herrn und zweitens zur Danksagung dafür, daß die 
		Gemeinde Kevelaer so rege an diesem Feste Antheil genommen.“ 
		
		Am 10.11.1894 berichtete das KB über eine Sitzung des Kevelaerer 
		Verschönerungsvereins: „Wenn Ohrenzeugen richtig Mittheilungen gemacht 
		haben, so ist für das sogn. Kroatenkreuz ein geeigneter Platz gefunden 
		und wird dieser unentgeltlich abgetreten.“
		
		Das Kroatenkreuz (Aufnahme 
		von 1930).
		
		Mitte der 1980er-Jahre wurde am Sockel 
		des Kreuzes eine zweite Gedenkplatte angebracht: 
„1635-1985. Dieses Kreuz steht als Erinnerung an den Kreuzweg des kroatischen Volkes. Beten wir, daß es sich nie wiederholt, was hier geschehen ist.“
Die Umdeutung des Kroatenkreuzes zu einem Mahnmal für den „Kreuzweg des kroatischen Volkes“ erregte zunächst kein Aufsehen. 1995 fragte der Kulturhistoriker Dr. Peter Lingens in einem Schreiben an die Stadt Kevelaer an, „ob die neue nutzlose und historisch falsche Inschriftentafel am Kroatenkreuz nicht dem Ansehen der Stadt Kevelaer schade und eine Entfernung sinnvoll sei“ (Niederschrift der Stadt nach einer Ratssitzung).
		
		Die zweite Inschrift (r.) 
		deutete das Mahnmal um und stellt, wie Kritiker beklagten, eine 
		Klitterung der Geschichte dar.
		
		1996 machte Lingens in einem Beitrag für Unsere Heimat die von 
		ihm als Geschichtsklitterung kritisierte Umdeutung öffentlich: 
Das Wort ‚Kreuzweg‘ 
		impliziert (in Anlehnung an die Passion Christi), daß hier Kroaten 
		gelitten hätten. Die neue Tafel verdreht also die alte Aussage des 
		Denkmales und stellt eine Geschichtsfälschung dar. Das wäre an sich 
		schon schlimm genug. Die volle Tragweite dieses Umstandes wird 
		allerdings erst erkennbar, wenn man die Mitteilung eines kroatischen 
		Pastoralhelfers an seine im Exil lebenden kroatischen Landsleute liest. 
		Unter dem Titel ‚Die Wallfahrt der Kroaten nach Kevelaer‘ skizziert er 
		die wechselhafte Geschichte des kroatischen Volkes und stellt diese in 
		Beziehung zur niederrheinischen Landesgeschichte: ‚Im Laufe unserer 
		Geschichte nach dem Verlust der Selbständigkeit im Jahre 1101 mußten wir 
		Kroaten immer wieder schmerzhaft erfahren, daß die Herren, zu deren 
		Herrschaftsgebiet Kroatien zugeschlagen wurde, den Interessen Kroatiens 
		nur soweit Rechnung getragen haben, inwieweit sie den Interessen ihrer 
		Herrschaftsstammgebiete dienten. (...) So mußten unsere Vorfahren z.B. 
		im 30jährigen Krieg auch für die mit Habsburg verbündeten Spanier als 
		Söldner am Niederrhein ihr Blut vergießen ...‘ Nach einem Überblick über 
		die Geschichte der Kroaten-Wallfahrt nach Kevelaer endet er: ‚Zum 
		Abschluß (der Wallfahrt) ziehen wir zum Kroatenkreuz und beten für den 
		Frieden und für unser kroatisches Volk. Gott möge uns in die Heimat 
		zurückführen.‘ 
		
		Die neue Tafel am Kroatenkreuz entstand im Geiste dieses Textes. Ohne 
		den in Kevelaer stets willkommenen Wallfahrern Chauvinismus vorwerfen zu 
		wollen: Mit dieser Uminterpretation werden aus Tätern Opfer gemacht, und 
		das Kevelaerer Totengedenkkreuz wird zum Monument des kroatischen 
		Heimatverlustes und Nationalismus. 
Josef Heckens antwortete in einem Leserbrief an das Kävels Bläche:
Peter Lingens fordert die Entfernung der Inschrift, welche 1985 von den kroatischen Kevelaer-Wallfahrern am Steinsockel unter dem Kroatenkreuz angebracht wurde. Er wirft den Kroaten Geschichtsfälschung vor. (...) Die kroatischen Wallfahrer kommen seit 1970 regelmäßig nach Kevelaer und beschließen ihre Wallfahrt stets mit einer Andacht am Kroatenkreuz. Sie beten dort um Frieden für ihr Land und unter den Völkern. (...) Wir sollten uns freuen, daß das Kroatenkreuz nicht nur als historisches Denkmal dasteht, sondern für eine Wallfahrergruppe auch Ort des Gebetes ist. (...) Die kroatischen Wallfahrer wissen von dem furchtbaren Geschehen im Jahre 1635. Deshalb heißt es in der Inschrift: „Beten wir, daß es sich nie wiederholt, was hier geschehen ist.“ (...) Wir betrachten die Geschichte des Kroatenkreuzes traditionell aus unserer engeren heimatgeschichtlichen Sicht. Das Kreuz geht aber nicht nur uns an, sondern wie sein Name besagt, auch die Kroaten. Wir müssen es deshalb annehmen, wenn durch sie eine Hinzufügung geschieht, die auf Ursachen in größeren historischen Zusammenhängen hinweist. (...) Die Entfernung der Inschrift von 1985 würde die freundschaftlichen Gefühle unserer kroatischen Kevelaer-Wallfahrer verletzen.
Das letztgenannte 
		Argument von
		>
		Josef Heckens gegen eine 
		denkbare „Tafel-Entfernung“ hatte die vielleicht stärkste Wirkung. Auch 
		diejenigen, die in der zweiten Inschrift eine Geschichtsverfälschung 
		sehen, wollten letztlich keinen Stein des Anstoßes liefern. 
		
		Für das gemeinsame Streben, allen Wallfahrern in Kevelaer eine religiöse 
		Heimat zu geben, hatte sich Ehrenbürgermeister
		>
		Karl Dingermann besonders 
		stark gemacht. Seinem Einfluss ist es maßgeblich zu verdanken, dass 
		Kevelaer seither mit einem zweifach gedeuteten Kreuz friedlich lebt. 
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Et 
		Kroatekrüß 
		Von
		>
		Theodor Bergmann
		
		Stott Wandler stell! - Sitt dor et steene Krüß!
		Lang es et her. - De Heij bleujt blujegrot.
		Van Faeld on Weij omsoemt en enkel Hüß,
		ütt Dör on Fenster keckt de bettre Not.
		Op Kärkhoffsgrond en Kärkske klein on aerm;
		Drop Gottes Sonneschin roest week on waerm.
		
		En kleine Schanz met Murr on Wall ömher;
		De Aermuj drin verstoppt in Aegnst on Not.
		Met Fluken on Gebröll van fären her
		Weld Kriggvolk träckt. - De Hej bleujt blujegrot. -
		Gremmlachend gätt den Dot öm Mur on Wall,
		Dij öm verfalle sin, dij kennt hän all.
		
		Wen schötzt et Möske, wenn de Falk et peckt? -
		De Schanz gestoermt. - Rot Blut schwämmt in de Sand. -
		Den Dot spoelt op, ütt Not on Aermuj träckt
		Hän met Gefolgschaft in en bäter Land. -
		Bej hondert brave Menße leggen dot,
		On rondöm bleujt de Heij so blujegrot.
		
		Stott Wandler stell! - Voert steene Krüß knej neer
		On baej en Vaterons! - In volle Pracht
		Met Blatt on Blumme bleujt et rondömher.
		De Wenter es gon loope oawer Nacht.
		Nej Läve brengt de Lente Boß on Faeld
		On oawer Menßelicke danzt de Waelt.
		*
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